Alpen-Fernwanderweg: Tour du Mont Blanc

Die berühmte Tour du Mont Blanc (TMB) ist ein Fernwanderweg in den Alpen, der in einer Rundwanderung die Gipfelgruppe des höchsten Berges der Alpen umrundet und dabei durch drei Länder führt: Frankreich, Italien und die Schweiz. Insgesamt ist er etwa 170 km lang und nimmt ungefähr eine insgesamte Steigung von 10.000 Höhenmetern mit. Da es eine Rundwanderung ist, kann man an jedem Punkt einsteigen – traditionell ist der Start jedoch in Les Houches im Chamonix-Tal, Frankreich, und die Tour wird meistens entgegen dem Uhrzeigersinn in 7 bis 11 Tagen gelaufen.


Ich hatte im Mai schon einen ersten lockeren Versuch gestartet die TMB zu wandern und hatte einen der Abschnitte im Chamonix-Tal als Tageswanderung gemacht. Aber es war noch zu früh im Jahr gewesen, denn auf 2000 m lag eine große Schneedecke und ich versank teils knietief im pappigen Altschnee und legte die Spur für die anderen paar Wanderer hinter mir fest. An einigen Stellen war es nicht ungefährlich und so war mir gar nicht wohl bei dem Gedanken noch mehr Wanderungen allein zu unternehmen. Ich verschob also das Vorhaben auf unbestimmte Zeit.

Als dann Anfang August meine Cousine zu Besuch war und wir zusammen eine Nacht in den Bergen zelteten und die Perseiden-Sternschnuppen beobachteten, bemerkte ich, dass ich ein Zelt und Campingsachen tatsächlich auch 1000 Höhenmeter hinaufschleppen kann, ohne dass es mir zu anstrengend wird und plötzlich war die TMB wieder aus meinem Hinterkopf ganz nach vorne gerückt.

Ich müsste sie allein Wandern und um möglichst spontan sein zu können, würde ich wohl Zelten wollen. Durch die Wanderung mit meiner Cousine fasste ich Vertrauen in meine mittlerweile bergerprobten Beine und plante spontan die Wanderung: Ich konnte mir Ende August eine Woche freinehmen und hatte somit 9,5 Tage Zeit, um die Wanderung abzuschließen. Falls es am Ende knapp werden sollte, konnte ich die Tour jedoch auch ohne Probleme unterbrechen, denn für die letzten beiden Etappen würde ich schon wieder im Chamonix-Tal sein und somit Zuhause. Diese Strecken könnte ich einzeln am Wochenende darauf nachholen und die Tour somit etwas später abschließen. Soweit der erste grobe Plan.

Planung der Fernwanderung

Spontan besorgte ich mir einen digitalen Wanderführer, den ich auf meinen E-Reader lud, so dass ich mich über die Etappen, deren Länge und Schwierigkeit vorher und während des Wanderns informieren konnte. Da ich mich allein auf den Weg machen wollte, würde ich viele lange Abende im Zelt haben, wodurch ich den E-Reader auf jeden Fall mitnehmen wollte – das Gewicht eines zusätzlichen Buches eher nicht. Ich überlegte noch kurz mir ein leichteres Zelt zu kaufen, aber verwarf die Idee wieder: Ich würde nehmen was wir hier hatten.

Der Startpunkt war klar: Les Houches war ja gleich um die Ecke – ich könnte mit dem Bus hinfahren, aber Mark würde mich mit dem Auto bringen. Also war der größte Punkt der Planung mein Gepäck:

  • Welche Klamotten?
  • Welches Campingequipment?
  • Essen und Trinken?
  • Hygiene und erste Hilfe?

Die Wettervorhersage ließ Regen vermuten, also musste ich auch dafür gewappnet sein. Ich trug alles an Klamotten zusammen und sortierte dann wieder aus. Ich entschied mich gegen einen Campingkocher, denn das Geld, das ich sparte, indem ich nicht in den Hütten übernachtete, konnte ich dafür dort in Essen investieren. Das würde Gewicht sparen, denn da ich allein war, konnte ich die Sachen ja nicht auf mehrere Rucksäcke verteilen. Das Zelt war mit knapp 2 kg schon ein gutes Stück, das ich zu tragen hatte, und etwa zwei Drittel des Volumens meines Rucksacks wurden von dem dicken Daunenschlafsack eingenommen.

Nach vielen Listen, Brainstorming, Planen und Aussortieren kam ich auf dieses Gepäck für meine geplanten 9,5 Tage und 9 Übernachtungen:

Inklusive Rucksack, Trinken (1,5 – 2 Liter) und Snacks kam ich auf 12 bis 14 kg Gewicht.

  • Kleidung (inklusive was ich am 1. Wandertag trug): Regencape, Basecap, 3 T-Shirts, 1 Merino-Langarmshirt, Daunenjacke, Fleecejacke, Leggins, Baselayer für abends, kurze Hose, 3 Paar Socken, 2 Sport-BHs, Unterwäsche, leichtes Stirnband, Halstuch, leichte Handschuhe (brauchte ich nicht), Laufschuhe und Trekkingsandalen
  • Equipment: Rucksack, Zelt, Daunenschlafsack, Matratze, Powerbank mit Solarpaneel, Sonnenbrille, E-Reader, Handys (2), Geld, Wanderstöcke, Stirnlampe, Drybags
  • Essen / Trinken: 3 Trinkflaschen (benutzte aber eigentlich nur 2 mit insgesamt 1,5 Litern), Äpfel, Snacks, Magnesiumtabletten, Wasserreinigungstabletten (brauchte ich nicht)
  • Hygiene: Zahnputzsachen, Kontaktlinsen, Reisehandtuch, Seife, Desinfektionsmittel, Sonnencreme, Lipbalm, Blasenpflaster, normale Pflaster, Bürste, Deo, Feuchttücher, Klopapier

Wandern und Periode (aufklappen bei Interesse)

Ich würde außerdem in der Woche meine Periode bekommen und musste dafür mitplanen, da ich nicht immer mit Toiletten in regelmäßigen Abständen rechnen konnte. Desinfektionsmittel und Seife mussten somit auch unbedingt mit, da man auf den Toiletten oft keine Seife hat  – und ich plante auch damit ohne Toiletten auszukommen. Dementsprechend würde ich auch keine Produkte nutzen, die Müll verursachen, den ich dann stundenlang mitschleppen muss. Ich nahm also eine Menstruationstasse und Periodenunterwäsche mit und das klappte erstaunlich gut. Wasser fand sich auf den meisten Wanderabschnitten genug, so dass ich wirklich das Gefühl hatte gut und sauber durchzukommen.

Die Etappen

Laut Wikipedia addieren sich die Etappen zu 173,5 km und 11.603 Höhenmeter. Da ich meine Etappen aufzeichnete, bekam ich am Ende etwa 162 km und 9.686 Höhenmeter heraus. Es kommt immer ein bisschen darauf an welche Varianten man läuft (und vielleicht auch wie präzise die eigene Aufnahme der Strecke ist). Komoot: hier.

Die Strecke mit 164 km und 9.230 Höhenmetern

Grundsätzlich ist jedem selbst überlassen wie viele Tage man Wandern möchte und wie viele Kilometer man dabei macht. Hütten gibt es in ziemlich regelmäßigen Abständen und so kann man sich nach Lust und Laune seine Strecke und die Schwierigkeit zusammenstellen. Im Wanderführer war immer angegeben, wie weit es zwischen den einzelnen Hütten ist, ob es hoch oder runter geht und wieviel Zeit man in etwa einplanen muss.

Da ich noch nicht wusste, wie schnell ich mit dem Gepäck sein würde und wo ich die Zeit einsparen kann, so dass ich statt der im Reiseführer angegebenen 11 Wandertage auf meine 9,5 Tage komme, war ich froh, dass ich die Hütten nicht im Voraus buchen musste. In der Hauptsaison im August sind viele Hütten ausgebucht, so dass man in jedem Fall vorher reservieren sollte. Die TMB ist eine der beliebtesten Fernwanderungen der Region.

Tabelle: Vorgeschlagene Route mit 11 Tagen:

StartpunktEndpunktStreckenlängeHöhenmeterWanderzeit
1: Les Houches (1007m, FR) Les Contamines 17.5 km (18.5 km) 1010 m (1480 m) 5 hrs (7hrs)
2: Les Contamines (1167m) Les Chapieux 19 km (20 km) 1360 m (1580 m) 7 hrs (8 hrs)
3: Les Chapieux (1554m) Rif. Elisabetta (IT) 14 km 1100 m 5 hrs
4: Rifugio Elisabetta (2195m) Courmayeur 15.5 km 580 m 5 hrs
5: Courmayeur (1226m) Rifugio Bonatti 12 km (16 km) 1080 m (1620 m) 5 hrs (7 hrs)
6: Rifugio Bonatti (2025m) La Fouly (CH) 20 km 980 m 7 hrs
7: La Fouly (1610m) Champex 15.5 km 510 m 5 hrs
8: Champex (1466m) Trient 16 km 850 m (1200 m) 6 hrs (7 hrs)
9: Trient (1279m) Tré-le-Champ (FR) 14 km 980 m 5 hrs
10: Tré-le-Champ (1417m) Refuge La Flégère 8 km (9 km) 730 m 4 hrs
11: Ref. La Flégère (1875m) Les Houches 18.5 km 900 m 7 hrs
Gesamt: 170 km (177 km) 10080 m (11660m) 61 hrs (67h)
Quelle: „Trekking the Tour of Mont Blanc“ (Kev Reynolds); Varianten in Klammern

Als ich an Tag 1 losgelaufen bin, ging ich von 9 Tagen aus, die ich Zeit hatte, so dass ich irgendwo Stunden einsparen musste und meine Tage insgesamt länger werden würden. Welche Gesamtstrecke ich am Ende gelaufen sein würde, welche Varianten ich mitnehmen würde und wo ich schlafen würde, wusste ich beim Start der Tour noch nicht.

Wer sich überraschen lassen möchte, muss in Kürze aufhören zu lesen, denn untenstehend liste ich meine Etappen der TMB auf.

Voraussetzungen und meine persönliche TMB

Grundsätzlich würde ich sagen, dass jeder Wandern gehen kann – unabhängig von Alter oder Fittnessstand. Ich habe Menschen in jeglicher Form und allen Altersstufen getroffen und viele von den Älteren sind nicht das erste Mal auf der Tour du Mont Blanc unterwegs gewesen. Das weiß ich, weil ich mit vielen geredet habe, denn bergauf muss jeder irgendwann Pause machen und da bieten sich Gespräche mit den Leidensgenossen an.

Es gibt Taxis, die einem das Gepäck zur nächsten Hütte bringen, so dass man selber nur Essen und Wasser für den Tag mitnehmen muss und so der Rucksack minimal leicht wird. Hütten haben meist Halbpensionsangebote, bei denen Abendessen und Frühstück mit dabei ist, so dass man sich nur um sein Mittagessen kümmern muss, wenn man sich dazu entscheidet in Hütten zu übernachten. Wie schon oben erwähnt, kann man dabei die Hütten so wählen, dass sie nahe beisammen liegen, um so die Wanderzeiten zu reduzieren und die Berge langsam, aber in vollen Zügen, zu genießen. Es gibt geführte Wandertouren und Wanderführer und ich habe auch viele Mulis gesehen, die Gepäck transportierten. Es ist also auf jeden Fall für jeden das richtige Programm dabei.

Da ich seit knapp einem Jahr in den Bergen hier unterwegs und viel gewandert bin, weiß ich, dass ich recht fit bin. Auch mit schwerem Rucksack werde ich viele Kilometer am Tag gehen können – wieviele genau, konnte ich jedoch am Anfang schlecht voraussehen und planen. Ich wollte auch wegen des Wetters flexibel bleiben, denn die Wettervorhersage hatte deutlich schlechteres Wetter angesagt als ich tatsächlich bekommen sollte.

Tabelle: Meine Etappen:

StartpunktEndpunktStreckenlängeHöhenmeterWanderzeitBlog
1: Bellevue-Lift (FR) Nant-Borrant 19 km 1.044 m 5 h hier
2: Nant-Borrant Val Veny (IT) 27 km 1.904 m 8 h hier
3: Val Veny Arminaz Desot 23 km 1.472 m 6 h hier
4: Arminaz Desot Saleinaz (CH) 30 km 1.139 m 8 h hier
5: Saleinaz Le Peuty 24 km 1.252 m 6.5 h hier
6: Le Peuty Ref. La Flégère (FR) 20 km 1.998 m 6.5 h hier
7: Ref. La Flégère Les Houches 19 km 877 m 5 h hier
Gesamt: 162 km 9.686 m 45 h

Mareike

35 Jahre, aus der Nähe von Bremen.

2 Kommentare:

  1. Grit Baitinger

    Hallo, soweit ich das richtig verstanden habe, war zelten auf dieser Strecke kein Problem? Ich würde mich nachts lieber für ein Zelt entscheiden, wenn das möglich ist !

    • Hallo Grit, beim Zelten muss man immer ein wenig aufpassen. Es geht durch 3 Länder mit unterschiedlichen Gesetzen und Regelungen (in der Schweiz ist es z.B. oberhalb der Baumgrenze grundsätzlich okay). Ich persönlich hatte keine Probleme, aber man muss sich bewusst sein, dass es vielleicht nicht vollständig legal ist. Ich habe einmal auf einem Biwakplatz und einmal auf einem Campingplatz geschlafen, ansonsten einfach in den Bergen (spät Zelt erreichten und früh wieder abbauen). Nur vom Zelten am Lac Blanc würde ich abraten in der Hauptsaison (ich habe gehört dort wird streng kontrolliert, denn es liegt im Schutzgebiet). Ich hoffe das hilft dir weiter, ansonsten melde dich gerne noch mal. – Mareike

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