Visselhövede-Verden (33 km)
Beim letzten Mal endete die 5. Etappe des Hermann Billung Weg im Alten Postweg von Visselhövede. Genau dort starten wir im Herbst 2023 (nach einem Jahr Wanderprojekt) auf die letzte Etappe des Fernwanderweges in Richtung Verden.
Zu unserem Glück haben wir hervorragendes Wanderwetter – morgens ist es zwar noch etwas kühl, aber die Sonne lässt sich bereits früh immer wieder blicken und es verspricht ein wunderbarer Wandertag zu werden.
Los geht es um 10:30 Uhr am Startpunkt in Visselhövede. Unser Ziel ist Verden. Das spannende am heutigen Tag: wir wissen nicht genau wie weit wir heute laufen müssen, denn der Hermann Billung Weg ist nicht sehr prominent und dementsprechend gibt es nur sehr wenig Informationen. Die digitale Karte ist dabei nur bedingt eine Hilfe, denn auf ihr werden keine Angaben zu Etappen oder Länge der Strecken gemacht. Naja, was soll´s. Motiviert gehen wir heute sogar zu viert los. Geteiltes Leid ist ja bekanntlich halbes Leid.
Denn hat Insa heute zu meinem Erstaunen einen zwar schon bekannten, aber doch etwas unerfahrenen Mitwanderer mitgebracht. Ich vermeide vorerst das Thema Wanderdistanz, um die anderen nicht zu beunruhigen. Wir laufen bei doch recht frischen Temperaturen und viel Nebel los. Das „B“ kommt in Sichtweite und der Weg liegt ruhig und einladend vor uns. Es ist Herbst, aber die Temperaturen der vergangenen Tage waren eher sommerlich. So konnten auch wir nach einigen Kilometern die Jacken bereits ausziehen.
Mit stattlichem Wandertempo liefen wir entlang des Lehrdetals und durch die Lohheide und fragten uns dennoch an der ein oder anderen Stelle was sich Hermann Billung bei der Auswahl des Weges wohl gedacht hat. Denn es ging auch immer wieder an Straßen entlang, an denen das Wandern nun kein Highlight war. Aber es ging dann auch durch weitere Teile des Waldes und entlang kleiner Bäche.
Die ersten Kilometer vergingen wie im Flug, die Sonne kam heraus, die Natur um uns herum zeigte sich in den schönsten Farben und auch unsere Füße waren noch motiviert. Wir kamen an vielen kleinen Ortschaften mit Kirchen, Bächen und anderen Sehenswürdigkeiten vorbei und näherten uns mit jedem Schritt Verden.
Insgesamt war der Weg gut ausgeschildert und wir konnten uns voll und ganz auf das Wandern, die Natur und die netten Gespräche konzentrieren. Nur leider fehlte dann an der ein oder anderen Stelle, wo wir uns mit dem Weg unsicher waren doch das entsprechende Schild und wir mussten die Karte auf dem Handy konsultieren. Da der Weg heute voraussichtlich weit sein würde, vermieden wir jeden unnötigen Meter. Unterwegs konnten wir früh einen kleinen Snack aus der Natur zu uns nehmen – das ist das tolle am Herbst, überall tragen die Obstbäume Früchte. So gab es als Wegzehrung für jeden einen Apfel, denn heute machten wir unsere allseits beliebte Mittagspause erst nach über 15 km.
Schnell stellten wir auf unserer letzten Etappe fest, dass wir quasi komplett alleine in der Natur unterwegs waren. Uns begegneten fast keine anderen Menschen und so liefen wir mal über Asphalt mal über sandige Wege und durch Gras hindurch auf dem Weg nach Verden.
Auf der letzten Etappe gab es dann tatsächlich auch eine Wandertafel zum Hermann Billung Weg – die wir interessiert studierten und gehofft hätten diese schon früher zu sehen bzw. auch online wiederfinden zu können. Die Tafel offenbarte dann auch meine Befürchtungen und öffnete meinen bis dahin ahnungslosen Mitwanderern die Augen – denn es sollten über 30 km bis nach Verden sein.
Nun waren wir aber gewiss schon 1/3 der Strecke gewandert und umdrehen war keine Option. In der Hoffnung es würde schon nicht so weit sein, liefen wir also weiter. Wir begegneten Kühen und Pferden, Hühnern und Schafen. Die Stimmung war ausgelassen und fröhlich und schnell begegneten wir auf unserer Wanderung dem allseits bekannten F- des Freudenthalwegs: Der Weg, der uns zu Beginn des Blogs von Verden nach Hamburg geführt hat. Schnell erkannten Insa und ich einige Wege wieder und freuten uns über die Erinnerungen.
Dann war es endlich auch mal Zeit für unserer erste Pause – an einem bereits abgeernteten Maisfeld fanden wir eine Bank und ließen uns unsere mitgebrachten Snacks schmecken. Immer wieder schauten wir auf den Karten nach, um zu prüfen wie weit unser Ziel wohl noch entfernt sei. Wenigstens hatten wir genug Essen dabei und bis hierher waren unsere Füße noch nicht müde.
Es ging weiter durch Teile des Verdenermoors und endlich kreuzten wir die Autobahn A27. Mit jedem Schritt ging die Etappe dem Ende entgegen. Wir kamen durch ein Waldstück, in dem wir dann tatsächlich einen kleinen Umweg einlegten, weil genau dort das „B“ nicht an der richtigen Stelle platziert war. Also ging es über den sandigen Weg wieder zurück an einem Feld entlang und in Richtung der kleinen Ortschaft Eitze. Das war immerhin schon einigermaßen in der Nähe unseres Ziels.
Zur Freude aller kam zum Ende der Wanderung noch ein Hoflanden in Sicht. Dort gab es sogar Eis und Getränke und so beschlossen wir noch einmal Rast zu machen. Nachdem wir ein wenig Zucker gegessen hatten, war die Stimmung auch schlagartig besser. Nun konnte es wirklich nicht mehr weit sein. Jetzt kamen uns auch viel mehr Menschen entgegen, die meisten waren bei dem herrlichen Wetter mit dem Fahrrad unterwegs.
Auch das machte Hoffnung, dass wir dem Ziel nahe waren. Der Rest der Strecke verlief dann durch ein Wohngebiet und wir kamen an die Hauptstraße, liefen entlang der MARS Fabrik für Tierfutter und sahen dann das Ortschild von Verden. Der Zielpunkt war allerdings immer noch ein paar Kilometer entfernt. Aber das war nun auch noch zu schaffen – die Trackinguhren zeigten nun schon über 30 km an. Bei Erreichen des Endpunktes des Hermann Billung Weg waren wir fast 33 km gewandert und hatten dafür fast 8 Stunden gebraucht. Ich war froh, dass alle durchgehalten hatten und das Eis seine Wirkung entfaltet hatte. Alle waren erschöpft und froh, dass es nun vorbei war. Wir kamen zu dem Schluss, dass man die sechste und letzte Etappe auch gut und gerne in zwei Etappen hätte aufteilen können. Aber hinterher ist man ja immer schlauer.
Alles in allem hat das Wanderprojekt Hermann Billung Weg sehr viel Spaß gemacht, es hat genau ein Jahr gedauert alle Etappen zu wandern. Dabei war ich mal alleine und mal in Gesellschaft unterwegs. Der Weg ist abwechslungsreich, relativ gut beschildert und wirklich sehr unbekannt und daher wenig frequentiert.