Lüneburg – Amelinghausen (25 km)
Nach meiner Ankunft in der Unterkunft für die Nacht, hatte es quasi in einer Tour geregnet und so freute ich mich am Morgen der zweiten Etappe bei trockenem Wetter und fast wolkenlosem Himmel aufzuwachen. Auch die zweite Etappe würde ich allein in Angriff nehmen. Ziel war es bis zum Nachmittag so trocken wie möglich in Amelinghausen mitten in der Lüneburger Heide anzukommen.
Da ich früh wach war und das Wetter trocken, ging es für mich früh los. Ich schnürte meine Wanderschuhe, setzte den Rucksack wieder auf und lief in Richtung Startpunkt – dem Lüneburger Marktplatzt. Da heute Samstag war, war natürlich Markt und es herrschte bereits in der Früh reges Treiben. Ich nutzte die Chance mich hier kurz mit Proviant für den heutigen Tag einzudecken und suchte dann um 8:30 Uhr das erste „B“ des Tages. Auch hier war es ein leichtes das „B“ zu finden und ich verließ den Marktplatz in Richtung Lüneburger Altstadt. Hier kam ich entlang der historischen Gebäude und konnte mich mal wieder daran erinnern, wie schön meine Heimat eigentlich ist und was sie alles zu bieten hat.
Mit jedem Meter entfernte ich mich vom Trubel der Stadt und kam entlang der Sülzwiesen direkt auf dieselbe Route, die ich schon für Etappe 1 des Pastor-Bode-Wegs gelaufen war. Für mehrere Kilometer werden diese beiden Wege mich nun raus aus der Stadt und hinein in den Wald führen. Auf genau der Pastor-Bode-Weg-Wanderung mit Insa in diesem Sommer ist uns das „B“ das erste Mal begegnet und hat uns neugierig gemacht. Jetzt knapp 3 Monate später setze ich die damals initiierte Wanderung in die Tat um.
Das Wetter war auch an diesem Morgen stabil und ich legte die ersten Kilometer trocken zurück. Immer mit dem Gedanken im Kopf: „Alles, was du bereits trocken hinter dir lässt, ist schon einmal viel wert“. Die zweite Etappe gestaltete sich ganz anders als die erste. Ich lief weite Strecken durch den Wald und kreuzte kurz vor Heiligenthal einen Bach und kam dann entlang von Feldern direkt in den nächsten Waldabschnitt. Dabei hörte ich immer wieder die Eicheln unter meinen Füßen knacken – ein herrliches Geräusch. Auch diese Etappe war sehr einsam, da ich noch viel weniger Menschen begegnete als am Vortag. Aber auch das war kein Problem und die Zeit verging schnell.
Bereits gegen 10 Uhr hatte ich dann den Friedhof von Südergellersen erreicht. Hier wartete dann mal wieder ein bisschen Zivilisation auf mich. Aber auch hier begegnete ich keiner Menschenseele weit und breit. Eine Bank nutze ich auch heute für einen kurzen Zwischenstopp, denn wieder einmal schien die Sonne. Bisher hatte ich wirklich Glück mit dem Wetter. In der Ferne sah ich dann die Windräder, die ich ziemlich gut kenne und daher wusste, dass sie Teil meiner Etappe und ein Stückchen näher am Endziel Amelinghausen liegen. Nach kurzer Pause ging es dann weiter in den Ort hinein. Vorher nutze ich eine Apfelallee, um mich mit ein paar Äpfeln für den Weg einzudecken. Südergellersen ist nicht besonders groß und so führten mich die „B“s entlang des Weges schnell wieder aus dem Ort hinaus direkt in das nächste Waldstück hinein.
Hier kenne ich mich sehr gut aus und hatte eine ungefähre Orientierung und eine Idee wie weit es wohl noch sein würde. Den Wald nutze ich sonst für gewöhnlich für Ausritte mit meinem Pferd. Aber es war für mich nun eine ganz neue Erfahrung und ein neuer Blickwinkel hier zu Fuß auf den Wegen zu laufen und nach den „B“s an Bäumen und Pfählen Ausschau zu halten. Warum waren mir die Schilder des Hermann Billung Wanderwegs eigentlich noch nicht vorher aufgefallen?
Wie dem auch sei, der Weg durch den Wald zog sich doch recht lang hin und hier begegneten mir sogar einige Menschen, die auf der Suche nach Pilzen waren. Im Rahmen der Pilzwanderung war auch ich hier schon unterwegs und auch fündig geworden. Aber ich musste auch feststellen, dass der Weg mit Pferd doch schneller ist als wenn ich zu Fuß laufe.
Insgesamt war ich gut im Zeitplan, immer noch trocken und auch meine körperliche Verfassung war nach wie vor gut. Ungefähr 2/3 des Weges lagen nun hinter mir und ich näherte mich Wetzen. Hier bin ich aufgewachsen und kenne fast jede Straße und Ecke, dennoch ist mir auch hier der Hermann Billung Weg mit dem „B“ nie aufgefallen. Kurz vorm Ort, auf der anderen Seite der Windräder, nutze ich den Sonnenschein für eine kurze Pause und aß meinen Proviant. Leider dauerte die Pause etwas zu lang, denn dunkle Wolken und Wind zogen auf. Ich lief schnell weiter und wanderte mehr oder weniger auf dem offenen Feld Richtung Ort. Leider kam dann tatsächlich der Regen und zwar ziemlich doll, aber auch nur kurz und ich spannte meinen Schirm schnell auf, um das meiste abzuwenden. Durch den heftigen Wind gestaltete sich das allerdings etwas schwierig, denn der Wind bzw. Regen kam im Prinzip nur von rechts und somit wurde nur eine Körperhälfte nass. Sobald ich die schützende Häuserfront des Ortes erreicht hatte, merkte ich von dem Regen nicht mehr viel. Das Wetter war doch sehr unberechenbar, aber immerhin bin ich auf dem kurzen Stück nicht zu nass geworden und sollte schnell wieder trocknen.
Der Weg führte mitten durch Wetzen und so schnell man hineinläuft, läuft man auch wieder aus dem kleinen Ort hinaus in Richtung Oldendorfer Totenstadt bzw. Marxener Paradies. Hier kenne ich mich natürlich gut aus und kenne die Wege. Das „B“ war überall präsent und ich fragte mich erneut, warum es mir vorher nie aufgefallen ist und ich auch niemanden kenne, der diesen Weg oder zumindest Teile davon jemals gewandert ist. Hier kam ich zu dem Schluss, dass wir häufig das naheliegende nicht erkennen und der Hermann Billung Weg einfach ein Underdog ist, der nicht bekannt ist und auch von der Region nicht in den Vordergrund gestellt wird.
Mit jedem Schritt kam ich nun aber meinem Ziel näher und hatte noch ca. 5-7 Kilometer Wanderung vor mir. Auf dem Weg in die nahegelege Kronsberger Heide kreuzte ich den Sagenhaften Hünenweg, den ich bereits mit einer Gastwanderin vor längerer Zeit bestritten hatte. Über die Luhe ging es entlang des Amelinghäuser Waldkindergarten und den Kuhweiden in Richtung Ortschaft. In wenigen Metern bin ich also am Ziel meiner heutigen Etappe. Ein Stück führt der Weg durchs Wohngebiet und entlang der Hauptstraße bis zum Bahnhof von Amelinghausen. Hier verlasse ich den Weg und meine Etappe 2 endet.
Nach knapp 5 Stunden und ca. 25 km beende ich die Etappe und nehme erstmal ein Bad und gönne meinen Füßen ein wenig Entspannung. Auch heute bin ich wieder größtenteils trocken geblieben, obwohl mich kurz hinter Marxen nochmal der Regen von rechts auf einem ungeschützten Feldweg überrascht hat. Das Wetter ist eben häufig doch gar nicht so schlecht wie man annimmt und dieser Blog heißt ja nicht ohne Grund Windundwetterwandern.