Amelinghausen – Bispingen (21 km)
Nach zwei Solo-Etappen des Hermann Billung Wanderwegs geht es am heutigen Sonntag mit Verstärkung durch meine Mama und Insa auf die Etappe 3. Der Weg wird uns von Amelinghausen bis nach Bispingen führen. Wieder einmal wissen wir vorher nicht genau, wie weit wir am heutigen Tag wandern werden und vor allem ist auch die Wetterprognose nicht sonderlich berauschend. Wir sind gespannt, ob wir trocken bleiben.
Um Punkt 9 Uhr starteten wir unsere Wanderung am Ausgangspunkt des Hermann Billung Wanderwegs am Amelinghäuser Bahnhof. Wir überquerten die Schienen und sahen direkt das erste „B“ an einem Laternenpfahl vor uns. Meine Mutter war verblüfft, da ihr die Beschilderung mitten im Ort noch nie aufgefallen ist. Wieder einmal zeigte sich, dass es auch in der unmittelbaren Nachbarschaft immer noch Dinge zu erleben und entdecken gibt.
Nach einem kurzen Stopp beim Bäcker für den heutigen Vorrat an Proviant, wanderten wir direkt durch den Ortskern entlang der B 209. Nach einigen Metern setzte unglücklicherweise der Regen ein. Schnell spannten wir unsere vorsorglich eingepackten Regenschirme auf. Das ging ja gut los…
So wanderten wir entlang der Hippolith Kirche von Amelinghausen Richtung Bockallee – immer dem „B“ nach. Die Beschilderung war auch hier gut und wir konnten uns auf die Natur konzentrieren. Da ich heute in Begleitung wanderte, waren Gespräche und der Austausch über das Erlebte angesagt. Beim Verlassen von Amelinghausen auf dem Weg nach Etzen hat der Regen auch direkt wieder aufgehört. Sicherheitshalber behielten wir die Schirme aber griffbereit. Entlang des dortigen Cafés ging es ein Stück entlang der vielbefahrenen Strecke der B 209. Schnell bogen wir aber in den Wald ein und sahen nun ganz andere Dinge. Blumen, Beeren und Gräser, sowie herabgefallene Eicheln säumten den Weg. Ziemlich lange Zeit liefen wir geradeaus und kamen schließlich zur sogenannten Panzerdrehplatte. Meine Mutter betonte immer wieder, dass sie hier noch nie war.
Ein kurzer Blick auf Insas Uhr verrät uns, dass wir bereits 7 Kilometer des Weges hinter uns gelassen hatten. Trotz der zwei Tage Wanderung, die meine Füße in den vergangenen Tagen schon geleistet hatten, hielten wir ein hohes Wandertempo.
Nach kurzer Zeit kamen wir auf der offenen Heidefläche der Rehrhofer Heide an. Hier staunten wir nicht schlecht, denn zum Teil blühte die Heide sogar Mitte September noch. Bisher waren wir über Asphalt, Schotter und Waldwege gelaufen, so dass sich meine Füße freuten nun durch den weichen Heidesand zu wandern. Doch dieser Untergrund blieb nicht lange, denn schnell wanderten wir weiter in Richtung Straße. Nun also wieder Asphalt.
Bis zum Greifvogelgehege ging es für uns entlang der Verbindungsstraße von Amelinghausen in Richtung Autobahn. Entsprechend viel Verkehr war hier. Wir waren uns alle drei einig, dass Hermann Billung hier sicherlich auch eine schönere Alternative zum Wandern hätte wählen können. Aber nun gut. Die knapp 3 Kilometer bis zum Greifvogelgehege und dem Abzweig zurück in den ruhigeren Wald zogen sich dann doch ganz schön.
So langsam meldeten sich dann auch meine Füße und verlangten nach einer Pause. Leider war weit und breit keine Bank in Sicht. Nach über einem Kilometer entlang der Schotterstraße durch den Wald näherten wir uns Steinbeck. Hier kreuzten wir die Straße und liefen an einer wenig befahrenen Straße ohne Fußweg entlang. Wieder dachten wir, ob es hier nicht eine bessere Routenalternative gegeben hätte.
Immer noch suchten wir vergebens nach einer Bank für unsere wohlverdiente Mittagpause. Inzwischen war es nach 12 Uhr und wir beschlossen kurzerhand Stämme am Wegesrand als Sitzgelegenheit zu nutzen. In der Sonne picknickten wir und beobachteten dabei, wie dunkle Wolken um uns herum zogen. Bislang hatten wir die Schirme noch nicht wieder im Einsatz gehabt.
Nach der Stärkung ging es weiter in Richtung Bispingen. Allzu weit kann es doch gar nicht mehr sein.
Nun wurde die Wegführung wieder etwas schöner und wir liefen entlang einer Häuserreihe in den Wald hinein. Kurz darauf kamen dann die Schirme doch nochmal zum Einsatz, denn der Regen setzte ein. Es ist eben Windundwetterwandern und nicht Schönwetterwandern. Mit aufgespannten Regenschirmen wanderten wir durch den Wald. Bisher waren die Bäume noch grün und das Gras unter unseren Füßen war saftig und glänzte vom Regen.
Nach kurzer Zeit war glücklicherweise der Schauer wieder vorbei und wir starteten den bisher abenteuerlichsten Teil des Hermann Billung Wegs. Bislang war die Beschilderung gut gewesen und wir konnten uns auf die „B“s verlassen. Doch nun kamen wir aus dem Wald heraus wieder an eine mäßig befahrene Verbindungsstraße. Laut der Beschilderung sollte uns der Weg entlang der Leitplanken neben der Fahrbahn führen. Wir dachten uns unseren Teil und taten was die Beschilderung sagt. Nach kurzer Zeit sagte Insa „Komisch, aber da unten ist auch ein B.“ Da unten ist ca. 5 Meter die steile Böschung runter im Wald. Scheinbar ging der Weg doch woanders lang. Also hielten wir uns abenteuerlich an den Bäumen fest und kletterten den Steilhang hinunter. Somit kamen wir wieder auf dem richtigen Weg an.
Entlang der schmalen Pfade ging es nun mit jedem Schritt näher in Richtung Bispingen. Leider passierte uns kurz vor dem Ziel erneut eine Unachtsamkeit und wir liefen ca. 1 Kilometer in die falsche Richtung, da wir leider den einen Pfeil mit dem „B“ falsch gedeutet bzw. den zweiten Pfeil übersehen hatte. Ja, sowas passiert, ist aber nach drei Tagen Wandern und über 60 Kilometern für die armen Füße sehr unnötig.
Was soll´s. Weiter ging es Richtung Ziel. Nun waren wir etwas aufmerksamer und guckten bei jedem Schild zweimal hin, denn noch einmal verlaufen wollten wir uns alle nicht. Als wir aus dem Wald kamen, waren der Kirchturm und das Neubaugebiet von Bispingen schon zu sehen. Die letzten Meter zum Endpunkt an der Kirche in Bispingen verliefen ohne Probleme.
Ein abschließendes Bild mit dem überdimensionalen Billungweg-Schild durfte nicht fehlen. Meine Füße waren froh, als die Kirche in Sichtweite kam und ich im Auto endlich die Schnürung meiner Wanderschuhe lockern konnte.
Knapp die Hälfte des Hermann Billung Wegs mit seinen 145 Kilometern liegt nun hinter mir. Drei weitere Etappen bis Verden stehen noch aus. Bisher habe ich noch keine Pläne wann ich an die Wanderung anknüpfen werde. Denn auch die zweite Hälfte mit den drei ausstehenden Etappen will ich wieder in einem Stück wandern.