Als mein Freund und ich unsere Reiseplanung angegangen sind und uns schließlich entschieden hatten, dass es unter anderem nach Japan gehen sollte, war schnell klar, dass wir auch unbedingt den Mount Fuji, den höchsten Berg des Landes mit 3776 m, besiegen wollten.
Nach einiger Recherche hatten wir festgestellt, dass die Hütten am Berg nur in einem sehr kleinen Zeitfenster, nämlich zwischen Anfang Juli und Mitte September geöffnet sind. Also ging es nun darum unsere Reise daran anzupassen, denn wir würden auch im Juni bereits im Land sein. Nachdem der grobe Plan dann stand, buchten wir uns eine Hütte am Berg. Wir hatten viele Geschichten gehört, dass die Hütten schnell ausgebucht sind, da es nun mal nur ein sehr begrenzter Zeitraum ist, in dem sie geöffnet sind.
Am Mount Fuji selbst gibt es insgesamt 4 Routen die von Süden, Norden und Osten auf den Gipfel des Berges führen. Da wir aus dem Westen des Landes kamen, war für uns der Fujinomiya Trail am besten zu erreichen. Wir nahmen morgens einen Zug von Nagoya nach Shin-Fuji, von wo aus wir den Bus zur so genannten Fujinomiya 5th Station nahmen. Auf allen der vier Routen sind die Hütten durchnummeriert, so dass die kleinste Zahl am nächsten zum Tal ist und die höchste am nächsten am Gipfel. Früher sind die Menschen alle bei der 1st Station gestartet, heutzutage ist es jedoch üblich an der 5th Station zu starten, da die Wanderwege zwischen der ersten und fünften Station nicht mehr existieren und man dann eine ziemlich langweilige und eintönige Strecke entlang der Straße wandern würde.
Der Bus den wir genommen haben, hält nicht nur am Bahnhof von Shin-Fuji sondern auch später noch am Bahnhof Fujinomiya. Wenn es sich jedoch einrichten lässt, würde ich auf jeden Fall empfehlen bereits in Shin-Fuji einzusteigen, denn der Bus fährt insgesamt über 2 Stunden und wenn man diese Zeit stehen muss, während der Bus die Serpentinen am Hang hinauf fährt, macht dies eher weniger Spaß.
Als wir den Startpunkt des Wanderwegs erreichten, befanden wir uns bereits auf ca. 2400 m über Null. Dies ist der höchste Punkt von allen Wanderwegen, die man mit dem Bus erreichen kann und außerdem der einzige Weg der keine getrennten Wege für den Auf- und Abstieg hat.
Wir wanderten zunächst ein Stück den Berg hinauf, überlegten aber dann ob wir noch einen Abstecher zum Krater Hoeizan machen wollen, entschieden uns aber nach kurzer Zeit dagegen, da der Weg dorthin doch ziemlich steil aussah.
Nach etwas weniger als einer Stunde erreichten wir auch schon unsere Hütte in der 7th Station. Diese liegt auf ca. 2700 m Höhe und wir entschieden uns unter anderem auch deswegen dafür. Denn je höher wir noch gehen würden, umso höher das Risiko, dass einer von uns an der Höhenkrankheit erkrankt. Dies wollten wir um jeden Fall vermeiden.
Als wir die Unterkunft erreichten, durften wir uns unsere mit einem Vorhang verhangene und mit Futonbetten ausgestatte „Kabine“ aussuchen, da noch einige frei waren. Außerdem erhielten wir ein Gerät, welches zu vibrieren und piepen beginnt, wenn unser Abendessen fertig sei, so wie man es aus manchen Restaurants kennt. Die Hütte selbst hat viele Schlafplätze, aber dafür nur einen relativen kleinen Gemeinschaftsraum, so dass in Schichten gegessen wird. Den restlichen Abend verbrachten wir dann im Bett und versuchten frühzeitig zu schlafen.
Denn der Wecker klingelte schon wieder um Mitternacht, denn wir wollten zum Sonnenaufgang am Gipfel sein. Unser Frühstück hatten wir als Box bereits mit dem Abendessen erhalten und so zogen wir uns an, packten unsere Sachen und machten uns mit Stirnlampen bewaffnet auf in die Nacht. Wir waren jedoch bei weitem nicht die einzigen und je später es wurde, umso mehr Leute sahen wir vor und hinter uns auf dem Weg auftauchen.
Wir hatten großzügig kalkuliert und so entschieden wir uns an der 9. Station eine kurze Pause einzulegen und eine heiße Schokolade zu trinken. Hier unterhielten wir uns mit einigen Leuten, die wir bereits vorher in der Unterkunft oder im Bus kennen gelernt hatten, entschieden uns dann aber dafür etwas früher als sie weiterzugehen, da ich wusste dass ich die langsamste aus der Gruppe war. Im Nachhinein waren wir auch sehr froh darüber, denn direkt vor oder hinter uns waren beim restlichen Anstieg eher wenige Leute, so dass wir sogar auch noch die Möglichkeit hatten bei einem Inari, einem buddhistischen Holztor, kurz vor dem Gipfel ein Foto zu machen.
Als wir uns jedoch immer mal wieder umdrehten, sahen wir nur hunderte von Lichtern von den Stirnlampen, wie sie sich nacheinander den Berg hoch schlängelten. So etwas finde ich, obwohl ich nicht einmal sehr schnell wandere, frustrierend, wenn man nicht weiter kommt, weil jemand vor einem langsamer ist. Aber diese Problematik hatten wir ja Gott sei Dank nicht. Wir liefen weiter den Gipfel hinauf und suchten uns ein schönes Plätzchen, um den Sonnenaufgang anzuschauen.
Oben am Gipfel war es sehr windig, aber wir hatten zum Glück gute Windbreaker an.
Wir hatten noch einen relativ guten Platz erhascht, als wir jedoch auf dem Weg nach unten um eine Kurve liefen, sahen wir erst die Massen, die unter anderem über den Yoshida Trail, den beliebtesten Weg, den Gipfel erreicht hatten.
Vom Gipfel liefen wir diesmal nicht den gleichen Weg wieder zurück, sondern wanderten über den Subashiri Trail den Berg hinunter – oder rutschten ist vielleicht für den Großteil der bessere Begriff.
Der Subashiri Trail ist für den Auf- und Abstieg zum Teil unterschiedlich und auf dem Weg bergab rutscht man viel einfach durch Sand oder Vulkanasche nach unten. Dies macht zwar für den ersten Teil Spaß, ist aber auf Dauer schon anstrengend und ich war froh, dass Alexander mir einen seiner Wanderstöcke lieh, nachdem meine bei unserer Wanderung auf dem Nakasendo kaputt gegangen waren.
Nachdem wir einige Mal unsere Schuhe ausgekippt hatten, um den Sand loszuwerden, erreichten wir endlich einen Abschnitt der durch ein Waldgebiet führte. Denn auch wenn dies alles noch recht früh am Morgen war, wurde es langsam wirklich heiß. Großen Respekt auch für die Leute die bei der Hitze den Weg nach oben gegangen sind.
Wir erreichten die Subashiri 5th Station zwischen 7 und halb 8 und mussten dann noch über eine Stunde warten, bis der erste Bus zum Bahnhof in Gotemba fuhr. Also setzten wir uns in ein Café und warteten.
Was noch gut zu wissen ist, dass das Busticket welches wir am ersten Tag gekauft haben, auch für eine Rückfahrt von einer der fünften Stationen zu einem Bahnhof galt.
Wir fuhren dann von Gotemba mit dem Bus weiter nach Hakone. Wir waren nur mit unseren Tagesrucksäcken unterwegs und hatten unser großes Gepäck vorab von Nagoya nach Hakone geschickt. Dies hat uns für 2 Rücksäcke um die 30€ gekostet und uns erspart, dass wir noch einmal an den gleichen Ort zurückkehren mussten.
Für mich war die Wanderung auf den Mount Fuji auf jeden Fall eine Erfahrung, aber es war auch wirklich, wirklich voll. Dies mag daran liegen, dass es das erste Jahr nach Corona war, in dem die Hütten wieder geöffnet hatten oder grundsätzlich an dem kurzen Zeitfenster in dem die Hütten geöffnet haben. Wir hatten vorab Artikel über Personen gelesen, die am selben Tag den Auf- und Abstieg genommen haben und wenn wir dies sicherlich auch geschafft hätten, dadurch dass unser erster Tag sehr kurz ausgefallen ist, finde ich die Akklimatisierung nicht zu verachten.
Wer jedoch eine etwas weniger touristische zweitägige Tour machen möchte, dem empfehle ich den Kumano Kodo, dies war definitiv eins der Highlights unserer 11-wöchigen Asienreise.