Auf der Westseite des Nils bei Aswan (Assuan)
Etwas mehr als 5 km erwanderten wir im Januar bei einer Erkundung des Westufers des Nils. Die Ruinen eines alten Klosters lagen ebenso auf unserem Weg, wie auch ein Aussichtspunkt über die Flussbiegung und die Stadt Aswan auf der anderen Uferseite.
Im Januar machte ich einen kurzen Urlaub in Ägypten und auch wenn die meisten Ausflüge sich um antike Tempel und Ruinen drehten, ließen wir es uns nicht nehmen auch mal auf eigene Faust dem Trubel zu entfliehen. Wir hatten zwei Nächte auf einer kleinen Insel (Elephantine Island) im Nil gebucht, die sehr ruhig und Abseits der Großstadt lag – besonders angenehm: es gab keine Autos und damit auch kein permanentes Hupkonzert. Unsere netten Gastgeber aus dem Volk der Nubier hatten uns diese kleine Wanderung empfohlen und organisierten auch das Boot auf die andere Seite. Da sich dort nämlich nichts befand außer kleinen nubischen Dörfern direkt am Flussufer, gab es auch keine Infrastruktur und auch keine öffentlichen Fähren.
Es war angenehm ruhig und über dem Wasser noch nicht zu heiß als es durch die kleinen Inseln hindurch ging zur Westseite des Nils. Nur ein paar Kilometer weiter südlich wird das Nilwasser an den beiden Staudämmen gesammelt, so dass der Fluss des Wassers hier langsam und stetig ist. Schon vom Wasser aus sahen wir, wie sich der helle Sand der Wüste gleich hinter dem dünnen Streifen grüner Vegetation am Ufer des Nils in den blauen Himmel erhebt. Auf einer Kuppe liegt majestätisch ein Bauwerk mit einer Kuppel.
Wir landeten an einem kleinen Strand mit mehreren Booten und liefen von dort ein paar Stufen hinauf zu einem kleinen Dorf, das aus etwa 5 bis 10 Zelten bestand und Erfrischungen oder Tee anbot. Kamele wurden uns auch angeboten, denn der Weg durch die Wüste solle beschwerlich sein. Wir lehnten erstmal ab und die Menschen wünschten uns einen schönen Tag. Eine sehr angenehme Erfahrung, wurde man doch sonst minutenlang verfolgt und noch mindestens 10 mal gefragt und in langwierige Gespräche verwickelt mit einem einzigen Ziel – an unser Geld zu kommen.
Kaum stiegen wir zwischen den Zelthäusern und Bäumen heraus, um unseren Weg nach oben zu finden, wurde es schlagartig heiß. Die Sonne knallte so kurz vor dem Mittag unbarmherzig auf unsere Köpfe herab und wir konnten kaum glauben, dass es tiefster Winter ist. Im Sommer wird es hier über 50° warm – etwas das ich nicht unbedingt am eigenen Leib erfahren möchte.
Wir folgten zunächst einer Straße hinauf, die zu dem Kuppelgebäude, das wohl ein Mausoleum war, und einem neuen Kloster (Monastery of St. Hedra in Aswan) führte. Doch beide Gebäude waren von hohen Mauern umgeben und sahen von außen verlassen aus. Vielleicht hielten sich die Menschen auch im schattigen Inneren auf, wir wussten es nicht. Von dort führte die Straße weiter in den Osten direkt in die Wüste hinein, was bedeutete, dass wir uns nun unseren Weg durch die Wüste suchen mussten, denn wir wollten grob parallel zum Ufer in Richtung Norden laufen.
Wir hatten uns noch gar nicht richtig orientiert, als wir auch schon vor den Mauern der Ruine des Simeonsklosters aus dem 7. bzw. 10. Jahrhundert standen. Da wir auf der falschen Seite des Eingangs angekommen waren, kletterten wir kurzerhand über eine Mauer und standen eine Minute später in einem weitläufigen Innenhof. Ich war erstaunt wie groß das Gelände war. Teilweise waren sogar die Decken noch erhalten, Mauern standen stolz als Barriere zwischen Gebäuden und Wüstensand und dünne Fenster erlaubten den Blick auf die Weite des Sandes und Himmels. Es war angenehm kühl in den Gängen und Hallen. An einigen Stellen konnte man noch erraten, wofür die verschiedenen Räume einmal genutzt worden waren, denn Waschbecken, Wasserleitsysteme und Latrinen waren immer noch intakt. Ornamente schmückten die Säulen – es war einfach eine top erhaltene Ruine, die trotzdem nicht nach umfassenden Restaurationsarbeiten aussah.
Bis zum Haupteingang gingen wir dann nicht mehr hinunter – das Kloster war am Hang in mehreren Ebenen erbaut und wir waren im oberen Teil hereingekommen – weil wir Stimmen hörten und uns nicht sicher waren, ob wir hier sein durften oder Eintritt hätten zahlen müssen und so stiegen wir an derselben Stelle wieder hinaus in die Wüste.
Nun fing der Wanderteil an, der uns grob über eine kleine Hochebene und einige Hügel in Richtung Aussichtspunkt bringen sollte. Der offizielle Weg, den auch die Kamele von unten nahmen, war rechts von uns, aber wir wollten nicht noch einmal hinabsteigen, um direkt wieder eine Düne erklimmen zu müssen und suchten uns daher einen eigenen Weg mit weniger Höhenmetern. Das Gehen im Sand war schon anstrengend genug, ohne dass wir noch zusätzlich Berge erklimmen mussten.
Wir fanden auch einen Weg hinauf auf eine Hochebene, wo außer unseren Schritten nur die Spuren von Tieren im Sand zu sehen waren. Zunächst lagen noch dunklere Steine herum, dann liefen wir auf gelbem Sand, der vom Wind in das typische Wellenmuster geweht worden war. Der Sand fühlte sich erstaunlich kühl an auf meinen Füßen, die glücklicherweise in Sandalen steckten. Marks Schuhe und Socken füllten sich schnell mit Sand und er musste sie einige Male ausleeren.
Die Sonne knallte erbarmungslos auf uns herab, so dass wir versuchten, möglichst viel von unseren Körpern zu verstecken ohne dabei dem Wind die Möglichkeit zu nehmen uns zu kühlen. Ich hatte mir ein leichtes Tuch, das ich mir in der Thar Wüste in Indien gekauft hatte, über den Kopf gelegt, so dass mein Hals im Schatten lag, es aber trotzdem noch den Wind einfing. Es war eigentlich ganz angenehm, bis wir nach einigen Kilometern wieder bergauf mussten.
Wir waren kurz vor unserem Ziel angekommen, das sich auf der Kuppe des Hügels vor uns befinden sollte. Wir konnten es noch nicht sehen, da wir auf der Landseite waren und der Aussichtspunkt „Qubbet el-Hawa“ dem Wasser zugewendet ist, das wir von hier noch nicht sehen konnten.
Es war anstrengend. Für jeden Schritt hoch rutschte man einen halben wieder zurück, aber es war immerhin nur eine kurze Strecke und dann erreichten wir festeren Boden. Oben war erstaunlich viel los, denn auf der anderen Seite war ein etwas größeres Dorf mit einer Fähre, die uns später zurück nach Aswan bringen sollte. Das kleine Kuppelgebäude thronte auf seinem felsigen Berg und wurde nachts beleuchtet. In der Mittagssonne mit einem wolkenlosen Himmel über uns spendete es kaum Schatten. Kamele lagen entspannt in der Sonne, Touristen machten Fotos und Selfies und wir reihten uns direkt ein, denn die Aussicht war wirklich erstaunlich. Man konnte über die Flussbiegung des Nils blicken, weit über die Inseln hinweg in Richtung Staudamm und die ganze Stadt auf der anderen Seite. Es war verrückt, dass dort eine Großstadt lag und einen auf dieser Seite nur die Stille der Wüste erwartete.
Nachdem wir uns ein wenig ausgeruht hatten, beschlossen wir auf der anderen Seite hinabzusteigen und liefen in eine Gruppe kichernder Mädchen hinein, die erst einmal in jeder möglichen Konstellation ein Foto mit uns machen wollten. Handzeichen ermöglichten die Kommunikation. Erst als alle glücklich waren, durften wir weiter nach unten fliehen und landeten plötzlich auf gut ausgebauten Felsenwegen. Wir waren mal wieder auf dem falschen Weg in einer Sehenswürdigkeit gelandet, denn auf dieser Seite des Berges waren Gräber (Tombs of the Nobles of Aswan) in den Felsen gehauen worden, für deren Besichtigung man Eintritt bezahlen musste. Wir redeten uns raus, indem wir ja nur nach unten wollten und besichtigten auch die Gräber nicht. Wir hatten Hunger und wollten wieder zurück.
Die Fähre war dann leicht zu finden, auch wenn wir es erst nicht verstanden, dass hier Männer und Frauen getrennt saßen. Ups. Mark durfte sich dann unter Gekicher und Getuschel der anderen Frauen von mir wegsetzen, denn er saß im falschen Abteil und schon ging es bei angenehmem Fahrtwind zurück auf die Ostseite des Nils und damit hinein in das Chaos von Aswan.
Fazit: Eine wirklich schöne Erfahrung, wenn man einmal ohne Führer durch die Wüste wandern möchte. Wir hatten die Wanderung mit GPS aufgezeichnet, so dass wir im Fall der Fälle – und einmal weg von Ufer ist die Orientierung wirklich nicht super einfach – einfach auf unserem Weg hätten zurück gehen können. Es gab außerdem viel zu sehen von Klosterruine zu Aussichtspunkt und man hätte die Tour sicherlich noch in die Länge ziehen können mit den Besichtigungen des Mausoleums und der Gräber. Definitiv eine Empfehlung!