Nachdem mein Freund und ich bereits den Vodno in Skopje bestiegen haben ging die Reise für uns mit dem Mietwagen weiter in den Pelister Nationalpark, wo es unser Ziel war den höchsten Berg des Baba Gebirgszugs den Pelister Peak zu besteigen.
Wir übernachteten im einzigen Hotel, welches (Stand Oktober 2022) auch außerhalb der Skisaison geöffnet hat und von dem praktischerweise fast alle Wanderwege starteten. Nachdem wir an unserem Anreisetag bereits ein wenig über die kleineren Wege gewandert waren, nahmen wir uns für unseren einzigen vollen Tag eine Wanderung in Richtung des Gipfels Pelister Peak vor. Und zwar tatsächlich nur „in Richtung“, da wir uns nicht sicher waren, ob wir bis zum Gipfel laufen wollten.
Wie fast immer entschieden wir uns dafür, den steileren Weg hochzugehen, um dann über einen flacheren, aber längeren Weg zurück zu laufen. Nachdem wir gefrühstückt und unsere Sachen gepackt hatten, machten wir uns also auf den Weg. Der Weg, den wir nach oben nahmen, war als „Rocky Trail“ betitelt. Hierunter konnten wir uns bis dato noch nicht so viel vorstellen, der Weg begann auf Waldboden, der dann nach und nach steiniger wurde.
So wäre der Gipfelaufstieg für uns ein Klacks gewesen. Wir stießen aber dann doch nach einiger Zeit auf den Abschnitt, der dem Weg seinen Namen verlieh. Die Wegmarkierungen leiteten uns über riesige Felsbrocken über einen Bergkamm. Wir kämpften uns weiter über den Weg mit der Annahme, dass es nur ein kleines Stück so verlaufen würde. Zum Teil sah der Weg es auch vor, dass wir uns an Stahlseilen hochziehen mussten, allerdings fanden wir auch Verankerungen für die Stahlseile, an denen kein Seil mehr befestigt war.
Je weiter wir kamen, umso mulmiger wurde es mir, denn so gern ich auch wanderte, war ich (aus dem flachen Bremen) solche Wege einfach nicht gewohnt. Dadurch fiel es mir natürlich auch schwer die Lage vernünftig einzuschätzen. An einem besonders gefährlichen Abschnitt – man musste von einem Felsbrocken zum nächsten einen großen Schritt machen und links und rechts ging es steil hinunter, setzte ich mich hin und reflektierte. Ist es schlau weiterzugehen oder sollten wir besser umkehren?
Wir entschieden uns dann für das Weitergehen, denn der gefährliche Teil vor uns war kürzer als hinter uns und bergab wollte ich den Weg auch ungern zurückgehen. Also weiter kämpfen bis wir wieder auf einen Schotterweg kamen und so den restlichen Anstieg verhältnismäßig einfach, aber natürlich mit Steigung, meistern konnten. Und so wurde uns auch die Entscheidung abgenommen, ob wir bis zum Gipfel wandern würden. Denn entweder liefen wir den „Rocky Trail“ wieder zurück oder wir liefen bis zum Gipfel weiter und nahmen von hier einen anderen Abstieg.
Als wir auf dem Schotterweg waren, trafen wir noch einen Trail-Runner aus Slowenien und selbst er meinte der steinige Teil hätte ihn fast zum Umkehren bewegt. Somit war ich dann doch ganz froh, dass meine Einschätzung nicht total daneben war.
Als wir den Gipfel endlich erreicht hatten, machten wir im Windschatten eine Pause, machten Fotos und schauten welchen Weg wir am besten für den Abstieg nehmen könnten. Danach machten wir uns auf den Weg zurück in Richtung Hotel, welches wir nach 10 Stunden und knapp 20 km kurz vor Anbruch der Dunkelheit erreichten.
Für mich war diese Wanderung vor allem auch eine mentale Herausforderung, da ich Ängste überwinden musste und einen Grad zwischen „Ist das wirklich gefährlich oder ist das nur meine Angst?“ finden musste. Ich bin mir sicher, dass an dem Punkt, an dem wir waren, umkehren gefährlicher gewesen wäre, bin aber auch sehr froh, dass wir es zum Gipfel geschafft haben. Die Aussichten von hier waren schon echt super. Wenn ich noch einmal in der Region bin, würde ich jedoch einen anderen Weg zum Gipfel nehmen, da bin ich mir sicher.