Radtour auf dem Waterford-Greenway an der irischen Küste

46 km ohne Autos zwischen Dungarvan und Waterford

Obwohl wir meist zu Fuß unterwegs waren, wollten wir einen der Tage unseres Irland-Aufenthalts nutzen, um eine Radtour zu machen. Da es auf dem irischen Land meist keine Radwege gibt, muss man oft auf den schmalen, gewundenen Straßen fahren und dazu hatten wir eigentlich keine Lust, auch weil das Wetter äußerst wechselhaft war. Wir hatten jedoch vom Greenway zwischen den Städten Waterford und Dungarvan im Süden gehört und weil wir eh in der Nähe waren, fuhren wir nach Dungarvan, parkten das Auto in der Nähe des Hafens und suchten einen der Fahrradverleiher auf. Wir hatten schon am Tag zuvor die Räder reserviert, so dass wir sie nur noch abholen mussten.

Der Weg startet direkt in Dungarvans Ortsmitte gleich neben dem kleinen Hafen und war super zu finden, selbst wenn die netten Mitarbeiter im Verleihgeschäft einem nicht den kurzen Weg um die Ecke beschrieben hätten. Wir fuhren also auf unseren normalen City-Rädern los, man kann jedoch auch E-Bikes und andere Räder leihen, sollte diese jedoch schon etwas weiter im Voraus reservieren, da sie schnell ausgebucht sind.

Wir hatten Glück mit dem Wetter und starteten die knapp 50 km lange Radtour im Sonnenschein. Beide Richtungen sind möglich und man kann die Räder am Ende abgeben – oder auch in einer mittleren Station, falls man keine allzu lange Tour machen möchte. Verfahren ist auch so gut wie unmöglich, denn die Strecke war wunderbar ausgeschildert und alle paar Kilometer kam man an Tafeln vorbei, die einem zeigten, wo man sich befand und wann die nächsten Toiletten oder Restaurants kamen (Foto ganz am Ende des Artikels). Auch auf sehenswerte Highlights entlang der Strecke wurde hingewiesen.

Schnell ließen wir Dungarvan hinter uns und fanden uns inmitten grüner Felder und Wiesen wieder, rechts von uns in einiger Entfernung das Meer. Der Weg war asphaltiert und so radelten wir entspannt und voller Tatendrang los. Langsam kamen wir an einige Steigungen und machten immer mehr Höhenmeter, denn der Weg stieg nun gemächlich auf die Steilküste hinauf, die über dem türkis leuchtenden Wasser lag. Ein langgezogener Sandstrand lag unter uns und die Ausblicke, die sich uns nun boten, waren spektakulär und sicherlich das Highlight der gesamten Route.

Nach einigen Minuten verließ der Weg jedoch die Küste, um nun das Landesinnere zu durchqueren. In der Ferne lag eine Bergkette, auf die wir nun grob zuhielten. Der Weg war erstaunlich vielseitig: mal von moosbewachsenen, dunklen Steinwänden umfasst, konnte man die Luftfeuchtigkeit auf der Zunge schmecken, dann durchquerte man einen noch dunkleren Tunnel. Plötzlich wieder Wiesen, Wildblumen und dunklere Büsche am Wegesrand. Drei imposante Viadukte wurden überquert und aufpassen musste man nur, wenn der Radweg eine größere Straße kreuzte, ansonsten konnte man den Blick entspannt schweifen lassen. Immer wieder sahen wir Radfahrer an kleinen Cafés rasten, aber auch für eigenes Picknick gab es genug Bänke am Wegesrand.

Die Berge vor uns kamen langsam näher und man konnte irgendwann sogar die Mahon Fälle sehen, die von dem plateaumäßigen Rücken an einer steilen Abbruchkante hinunter ins Flachland fielen. Dort gibt es auch eine schöne kleine Wanderung, die man machen kann.

Kurz vor unserer eingeplanten Halbzeitpause, mussten wir einen unfreiwilligen Halt machen, denn da es am Abend zuvor stark gestürmt hatte, lagen viele Äste und sogar einmal ein umgestürzter Baum auf der Radstrecke. So kam es, wie es kommen musste: ich hatte einen platten Hinterreifen. Glücklicherweise passierte es in der Nähe eines kleinen alten Bahnhofs (Kilmacthomas Station), denn der Greenway folgte einer alten Eisenbahnstrecke, und dieser war in der Nähe eines kleinen Dorfes. Somit schoben wir dorthin zurück und riefen unseren Fahrradverleih an und bekamen innerhalb von 10 Minuten einen neuen Reifen dranmontiert. Der Fahrer erzählte uns, dass er heute viel zu tun hatte.

Kurz darauf – etwa zur Hälfte der Strecke – machten wir dann unsere längere Mittagspause bei einem großen Restaurant (Coach House Coffee), das definitiv auf viele Besucher und Radfahrer eingestellt war. So gestärkt konnte es dann weiter an die restliche Strecke gehen…

Ein Blick auf die Mahon Falls…

Langsam näherten wir uns unserem Ziel, der ältesten Stadt des Landes: Waterford. Bei Kilmeadan erreichten wir einen gut besuchten Bahnhof, von dem eine kleine Touristenlok zwei Waggons zwischen diesem Dorf und Waterford herumzieht. Bei dem schönen Wetter ein beliebter Ausflugsort für Familien und entsprechen wuselig ging es daher. Es war der einzige Ort, wo man absteigen und seine Räder schieben musste. Wir verfuhren uns hier auch, denn man musste direkt unten am Gleis weiterfahren – direkt neben der Bahntrasse und dies war nicht super offensichtlich mit all den Tickethäusern, Ständen und herumlaufen Kindern.

Da es hier noch Schienen gab, verlief der Radweg nun neben den Gleisen und zweimal durften wir den begeisterten Kindern zuwinken, die aus den Fenstern des gemütlichen Zuges auf uns hinabschauten.

Wir folgten auf den letzten Kilometern sowohl den Bahnschienen als auch dem Fluss Suir durch eine grüne, wilde Landschaft hinein nach Waterford. Der Greenway endet im Herzen der Stadt nah am Wasser und den Verleih, wo wir die Räder angeben konnten, fanden wir sofort. Ein nicht mal 5 Minuten langer Fußweg brachte uns zur Busstation, wo wir ein Ticket zurück nach Dungarvan kaufen konnten.

Durch den kleinen unfreiwilligen Umweg machten wir am Ende etwas mehr als 50 km, hatten eine Gesamtsteigung von 240 m und waren mit Pausen entspannte 3,5 Stunden unterwegs. Was für eine wahnsinnig vielseitige Strecke und von der Länge her auch für ungeübte Radfahrer mehr als machbar. Würde ich an einem guten Tag ohne Dauerregen absolut jedem empfehlen. Von einigen Highlights der Route habe ich gar keine Fotos gemacht, also ist noch viel zum Entdecken dortgeblieben! 😊

Mareike

32 Jahre, aus der Nähe von Bremen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert