Auf knapp 10 km durch den Wicklow Mountains National Park
Ende Juni waren wir für zwei Wochen in Irland unterwegs und da wir die ersten paar Tage etwas südlich von Dublin verbrachten, lag es nahe in die Wicklow Mountains zu fahren, um dort im Nationalpark Wandern zu gehen. Glendalough ist eine touristische Hochburg, aber wenn man der Straße ein paar Minuten weiter folgt, findet man einen ruhigeren Parkplatz, von dem viele verschiedene Wanderungen losgehen.
Wir fuhren also morgens zu besagtem Parkplatz, zahlten die 4 Euro Parkgebühren und benutzte noch einmal die Toiletten. Wir wollten den „Spinc and Glenealo Valley“ Hike machen, der in etwas weniger als 10 km und knappen 400 Höhenmetern einmal um den im Tal gelegenen See herumführt und dabei hinauf in die umliegenden Berge steigt.
Wir starteten den Rundweg entgegen dem Uhrzeigersinn, was uns zunächst am See, der wenig kreativ „Upper Lake“ heißt, entlangführte. Es gibt einen befestigten Weg, der sehr familienfreundlich und breit ist und bis zu einem alten Dorf führt, wo sich früher eine Mine befunden hat (Miner’s Road Walk, hin und zurück 5 km). Wir gingen jedoch auf einem schmalen Pfad direkt am See unter alten Bäumen, die ihre Äste tief über das Wasser hängen ließen. Der Boden war wunderbar weich und die Ausblicke auf den See und die grünen Flanken der gegenüberliegenden Hügel begeisterten mich immer wieder.
Da die meisten Besucher auf dem breiten Weg etwas oberhalb von uns entlangliefen, war es hier unten wunderbar ruhig. Dies änderte sich jedoch, als wir das Ende des Sees erreichten und nun auf den Hauptweg aufsteigen mussten. Die Landschaft war plötzlich auch ganz anders, offen und felsig: Wir kamen in die Minengegend. Kaum Geisterstadt zu nennen, sah man die Steinwände alter Häuser und ein paar verrostende Maschinen auf dem Boden liegen. Ein paar Informationstafeln erzählten einem etwas über die Geschichte der Mine und der Gegend.
Wir blieben nicht lange, denn wir wollten den Menschen wieder aus dem Weg gehen und so folgten wir dem Fluss, der nun langsam in höheres Gelände führte. In kleinen Kaskaden suchte sich der Fluss laut plätschernd seinen Weg nach unten, während wir den Serpentinen hinauf folgten. Ich blieb immer wieder kurz stehen, um die immer besser werdenden Ausblicke in das Tal und auf den See hinunter zu genießen. Das Highlight kam dann ganz plötzlich, als wir inmitten einer großen Herde Damwild landeten, die friedlich auf beiden Seiten des Weges grasten. Manche schauten auf und beobachteten uns, aber wirklich stören ließen sich die Tiere nicht. Was für ein friedlicher Anblick.
Hier oben war weniger los, viele Tagesgäste machten nur die kurzen Ausflüge und Wanderwege unten im Tal, anstatt hinauf in die Berge zu steigen. Wir waren nun am oberen Ende des Glenealo Tals angekommen und genossen den weiten Blick hinab auf den See. Die größte Steigung hatten wir hinter uns. Leider kamen dafür schwere Regenwolken über die Hügel auf uns zugezogen und es wurde kühler. Wir ließen die letzten kleinen Wasserfallstufen hinter uns, überquerten auf einer Holzbrücke den Fluss und stiegen nun zur anderen Seite hinauf auf die Berge, die wir vom See aus auf der anderen Seite gesehen hatten.
Es ging durch eine Heide- und Sumpflandschaft, die ziemlich matschig war und uns definitiv nasse Schuhe beschert hätte, wenn nicht ein langer Holzsteg auf dem moorastigen Boden balanciert hätte. Die feuchten Bretter waren mit Nägeln bestückt, so dass man nicht ausrutschen konnte – jemand hat sich wirklich Mühe gegeben mit diesem Weg.
Es ging immer noch leicht bergauf und nun fing es auch an zu regnen, aber da wir in Irland waren, hatten wir damit gerechnet und zogen die Regenjacken über. Die Landschaft mit den Heidepflanzen und dem sumpfigen Untergrund war wieder ganz anders, ermöglichte uns jedoch auch keinen Schutz vor den Elementen. Wir gingen also schnell weiter und kurze Zeit später war der Schauer auch schon vorbei.
Wir befanden uns nun auf dem oberen Teil der Klippen und einige Aussichtspunkte öffneten sich zu wunderbaren Aussichten hinunter ins Tal und auf den langgezogenen See. Als es nun auf den Holzstegen, die sich kilometerlang über die Hügel zogen, hinab ging, joggten wir ein wenig und kamen so ziemlich schnell vorwärts. Es nieselte immer mal wieder, aber durch die Bewegung war uns warm. Mehr als 600 Stufen führten nun hinab auf den letzten Teil des Rundweges, der vor einigen Jahren noch durch einen dichten Wald geführt hatte. Dieser war nun bis auf den letzten Baum abgeholzt und recht offen. Blumen blühten dort zwischen den Baumstümpfen. Der Weg wurde auch gerade neu gemacht, so dass dieser Teil zwar auf seine Art und Weise schön war, aber nicht unbedingt zu meinem Lieblingsabschnitt gehörte.
Bevor es zum See, einigen Picknickwiesen und dem Parkplatz zurückging, kamen wir noch am Poulanass Wasserfall vorbei, der in einem wunderbar dichten Wald liegt. Die Baumstämme voller Moos und kühle Schatten – der dichte Bewuchs schützte vor Wind und Regen. Hier waren viele Familien unterwegs, man merkte, dass man fast wieder zurück in der Zivilisation war.
Nach etwas mehr als 2 Stunden kamen wir wieder am Parkplatz an und freuten uns auf das Mittagessen, da wir keine Essenspause gemacht hatten.
Glendalough und die umliegenden Hügel sind absolut empfehlenswert – es gibt für jede Länge und Schwierigkeit eine passende Wanderung. Es führt sogar ein Fernwanderweg hier durch und an ein paar Stellen ist Klettern möglich. Schon allein die Fahrt durch den Nationalpark war wunderschön, ich bin immer wieder überrascht wie grün alles ist und wie die grauen Wolken am Himmel den Zauber der Landschaft eher noch verstärken.
So eine schöne Gegend, ich bin immer wieder gerne dort. Danke für den schönen Bericht.
Danke für den lieben Kommentar! Ich werde auch auf jeden Fall wiederkommen, es ist einfach wunderschön dort. -Mareike