Wildeshausen bis Sandhatten / Kirchhatten
Der Jadeweg verläuft auf etwa 130 km von Wildeshausen nach Wilhelmshaven oder umgekehrt. Er ist in beide Richtungen mit einem weißen „J“ auf schwarzem Grund ausgeschildert. Es geht durch die Geest, Wälder und Moore, entlang der Hunte, durch Oldenburg, vorbei am Zwischenahner Meer und durch die Marsch bis an den Jadebusen.
Da ein Wochenende im Juni nach einigermaßen gutem Wetter aussah und ich nur wenige Termine hatte, die ich absagen musste, wollte ich die Zeit nutzen, um ein neues Projekt zu starten: einen kleinen Fernwanderweg in der Region – den Jadeweg. Da es schon 2 Tage später losgehen sollte, hatte ich nicht allzu viel Zeit zum Planen und überprüfte nur grob die Strecke. GPX-Datei heruntergeladen und zu Komoot hinzugefügt als Navigationshilfe, falls Wegweiser verloren gegangen oder überwuchert waren und dann noch ein paar Snacks kaufen. Sachen packen und los.
Ich beschloss von Süden nach Norden zu Wandern, einfach aus dem Grund, weil es für mich schneller nach Wildeshausen ging und ich am ersten Tag nach der Arbeit starten wollte. Ich packte also meinen Rucksack mit Campingausrüstung, Regenklamotten und 3 Liter Trinken, da es sehr warm war. Inklusive Trinken wog der Rucksack 9 kg, was ich akzeptabel fand für meinen momentan eher untrainierten Körper. Mit dem Zug fuhr ich – nachdem ein Unwetter nachmittags über das Land gezogen war – nach Wildeshausen und startete direkt meine Tour. Ich kürzte ein wenig ab, denn der offizielle Start der Tour war im Zentrum, führte dann aber Richtung Norden an der Hunte entlang. Dort würde ich, ein kleines Stück an den Bahnschienen zurücklaufend, auf den Weg und die ersten Schilder des Jadewegs treffen. Eine Brücke führte im Schatten des Waldes über den Fluss, aber mein Weg führte mich unter der Brücke durch, immer am Westufer des Flusses entlang. Ich folgte dem Lauf des Wassers flussabwärts – der Jadeweg folgt dem groben Verlauf der Hunte bis nach Oldenburg.
Irgendwie hatte sich eine kleine Gewitterzelle zwischen Wildeshausen und Oldenburg gehalten, die jedoch langsam in die gleiche Richtung zog wie ich. Noch 2 Stunden würde mich das Grummeln des Donners begleiten und der Himmel vor mir war oft sehr dunkel. Einmal regnete es sogar kurz, als ich in den Bereich des Unwetters kam, aber die meiste Zeit war es sonnig und warm, als ich dem Fluss und den dunklen Wolken nach Norden folgte.
Da es schon so spät war, begegneten mir nur ein paar Radfahrer auf dem Weg, ansonsten war ich allein. Es war ruhig und friedlich. Vögel sangen in der Abendsonne, Insekten summten durch die Luft und ich genoss es nach einer Arbeitswoche meine Beine wieder zu benutzen. Auch das Gewicht des Rucksacks bemerkte ich kaum. Die Minuten verflogen wie im Traum.
Nach etwa 1,5 Stunden und etwa 7,5 km kam ich in das erste Dorf – Dötlingen – das sehr beschaulich in der Natur liegt. Es gibt ein Landhotel und mehrere Restaurants und Kneipen, wo man einkehren kann. Die ländlichen Häuser sahen hübsch aus und ich genoss die Abwechslung, freute mich aber auch wieder zurück in die Einsamkeit zu entfliehen. Ich durchquerte das Dorf und bog dann in Richtung Poggenpohlsmoor ab. An einer Weggabelung, wo ich links in den verwilderten Wald abbiegen musste, sah ich ein Schild, das rechts das Großsteingrab Egypten auswies. Der Name fiel auf, so dass er im Gedächtnis blieb.
Am Ende des kleinen Waldgebietes kam ich an eine wundervolle kleine Hütte: das Poggenpohls-Eck. Ein liebevoll in Stand gehaltener Picknickplatz, wo ich kurz meine langsam müden Füße und Beine ausruhte. Kurz danach kam ich an dem hinteren Teil des Freizeitpark Ostrittrums vorbei, wo ich auch auf anderen Wanderwegen vorbeigekommen war. Denn am heutigen Wandertag traf ich so einige verschiedene Strecken aus dem Projekt „Wilde Geest zu Fuß“: nach Dötlingen rein folgte ich dem Weg des „Huntepadd“, aus Dötlingen raus durch das Poggenpohlsmoor ging es über einen Teil des „Moorpadd“ und bei Ostrittrum folgte ich teilweise dem „Rittrumer Bergepadd“.
Langsam wurde es später und die goldene Sonne stand schon tief über dem Horizont. Da es Juni war, würde ich mit die längsten Tage des Jahres haben, aber auch die gehen irgendwann zu Ende und ich war schon seit einigen Stunden unterwegs. Ich kam nun entlang von mehr landwirtschaftlich genutzten Flächen und Wiesen und befand mich auf dem Weg hinein nach Sandhatten, welches ich nach etwa 18 km erreichte. Der Campingplatz Hatten lag jedoch abseits der Route des Jadewegs in Richtung Kirchhatten, so dass ich noch knapp 2 km bis dorthin wanderte. Kurz nach 22 Uhr erreichte ich dann mein Ziel und konnte mein Zelt aufstellen.
Leider würde die Nacht nicht wahnsinnig entspannt werden, denn es waren Ferien und mein Zelt war recht nah an den Dusch- und Toilettengebäuden aufgebaut, so dass bis etwa 1 Uhr ältere Kinder laut an meinem Schlafplatz entlangzogen und ein paar jüngere ab 5-6 Uhr morgens wieder auf den Beinen waren. Ich bekam nicht sehr viel Schlaf, wie man sich vorstellen kann. Als ich am nächsten Tag für meine kurze Nacht bezahlte, beschloss ich auch, dass dies meine letzte Nacht auf einem Campingplatz gewesen war, denn 17 € für ein winziges Zelt ohne Strom finde ich echt ein wenig übertrieben. Ansonsten war die Lage des Campingplatzes echt schön: ein weitläufiges Waldgebiet direkt um die Ecke, einen Kletterwald und ein Freibad noch in der gleichen Straße – ich kann verstehen, dass hier viele Familien und Feriengruppen Urlaub machten.
Auf dieser ersten Etappe des Jadewegs wanderte ich insgesamt etwa 20 km in 5-6 Stunden von Wildeshausen bis Kirchhatten. Landschaftlich schön und vielfältig – wenn man die Gegend in einem netten Rundkurs kennenlernen möchte, sind die Wege der Wilde Geest zu Fuß auf jeden Fall zu empfehlen.