Wandern auf den Spuren alter Schätze
Die hügelige Landschaft der Geest rund um Syke bei Bremen lädt zu verschiedenen Wanderungen und Radtouren ein, von denen wir hier den etwa 14 km langen Goldhortweg vorstellen wollen. Dieser Rundweg führt durch das Friedeholz, entlang landwirtschaftlich genutzter Wiesen und Äcker und vorbei am Aussichtspunkt „Hoher Berg“, in dessen Nähe 2011 eine der größten prähistorischen Goldfunde Mitteleuropas gemacht wurde.
Insa und ich trafen uns an einem sonnigen, warmen Junitag zu unserer geplanten Wanderung bei Syke. Rund um das Kreismuseum Syke findet man viele Parkplätze, aber auch mit dem Rad haben wir diese Gegend schon oft besucht. Zuletzt waren wir hier den Hachepadd abgelaufen, dessen Schilder wir auch an ein, zwei Stellen wiedersahen. Jakobsweg (Start in Bremen) und Geestweg (zwischen Meppen und Bremen) sind zwei der mehrtägigen Wanderungen, die auch durch diese Gegend führen.
Die etwa 14 km lange Wanderung besteht aus zwei Runden, die durch eine Strecke mitten durch das Syker Wohngebiet verbunden sind. Wir starteten am Friedeholz und gingen somit zunächst die kleinere Runde durch den schattigen Wald. Morgens war hier noch wenig los, so dass wir die Stille und Natur größtenteils für uns hatten. Immer wieder stehen Figuren von Künstlern an den Wegesrändern und zwischen den alten Bäumen und laden zum Betrachten ein. Hölzerne Wegweiser beschreiben die verschiedenen Highlights, von denen eines das Ziel dieser Runde war: das Hügelgräberfeld Friedeholz. Acht Grabhügel aus der Bronzezeit erheben sich zwischen den Bäumen, teils wachsen Bäume auf ihnen ohne die Ruhe zu stören.
Zurück ging es entlang des Märchenplatzes – einer niedlich geplanten Lichtung für Kinder – und der erstaunlich tiefen Wolfsschlucht, die plötzlich den sonst relativ ebenen Waldboden aufreißt und der Landschaft Charakter verleiht.
Beim Kreismuseum überquert der Weg die Hauptstraße, womit wir den ersten Teil schon hinter uns ließen. Als wir das letzte Mal hier gewesen waren, war das Museum noch geschlossen gewesen, doch seit einiger Zeit war es nun wieder geöffnet, so dass ich einige Tage vor dieser Wanderung mit meinen Eltern das Museum besucht hatte. Für wenige Euro kann man sich das ganze Gelände mit mehreren Gebäuden, Ställen, einem alten Bahnwaggon und natürlich das Museum anschauen, welches über das Leben der letzten 300 Jahre auf dem Land in dieser Region berichtet. Bis Ende des Monats konnte man hier außerdem die Sonderausstellung zum Gesseler Goldhort mit dem kompletten Originalschatz besichtigen, der später in Hannover im Landesmuseum zu sehen sein wird. Danach wird eine Replik das Gold ersetzen (plus drei wechselnde Originalteile). Der Besuch lohnt sich also auch dann noch. Das Gold war 2011 beim Bau der Nordeuropäischen Erdgasleitung gefunden worden und die Ausstellung dokumentiert diesen Fund sehr genau und anschaulich.
Ich war begeistert. Die kleinen Sonnenornamente auf dem einen Reif (mittig, oben) sahen so fein gearbeitet und neu aus, dass ich kaum glauben konnte, das sich dieses Teil über 3.000 Jahre in der Erde befunden hatte. Am Ende in einem abgetrennten Gebäudeteil kann man noch selbst den Forscher spielen, es war alles sehr liebevoll und interessant gestaltet.
Doch weiter ging es auf unserer Wanderung nun kurzzeitig entlang der Hache und dann rein in das Wohngebiet und die dahinterliegenden Felder und somit durch direkten Sonnenschein. Es wurde warm.
Außerdem überraschte uns der Weg, dem wir bisher altmodisch mithilfe einer Papierkarte gefolgt waren, unerwartet mit Wegweisern. Die roten Schilder des neuen Projektes der Wildeshauser Geest „Wilde Geest zu Fuß“ wiesen uns plötzlich den Weg. Wir hatten schon in anderen Regionen diese Wegweiser gesehen und warten ungeduldig darauf, dass die Wanderrouten offiziell freigegeben werden. Bisher scheinen die Wege alle noch in Bearbeitung zu sein, was uns auch an der ein oder anderen Stelle heute auffiel, wenn plötzlich Wegweiser fehlten. Der Teil im Friedeholz war zum Beispiel gar nicht ausgeschildert gewesen. Einige Male schauten wir auch auf Komoot nach, doch die Route schien teilweise auch nicht mit der auf unserer Karte und den vorhandenen Wegweisern übereinzustimmen. Es war ein wenig verwirrend, aber bis auf ein Mal gingen wir nicht wirklich falsch.
Die zweite Schleife des Weges führte durch die Felder und Wiesen außerhalb der Stadt und führte zu dem bei Gessel gelegenen Aussichtsturm Hoher Berg. Bei klarem Wetter, das wir heute hatten, konnte man alle markanten Punkte von Bremen am Horizont aufgereiht vor sich sehen: Von den Stahlwerken über die Innenstadt bis hin zu den Hochhäusern von Tenever. Eine tolle Sicht, aber fast immer windig dort oben.
Wir machten am Fuße des Turms eine kleine Rast, denn kurz zuvor hatte uns ein Schild über die Nähe des Fundplatzes informiert. Hier ungefähr war vor 10 Jahren das Gold gefunden worden. Wie faszinierend! Man fragt sich schon was noch alles unter unseren Füßen verborgen liegt.
Nach der Pause und der schönen Aussicht ging es in einem weiten Bogen zurück in Richtung Syke. Noch einmal wurde das Wohngebiet durchquert, dann kamen wir wieder am Freibad und dem Museum heraus und gingen zurück zum Auto. Knapp 15 km standen am Ende auf unserer Uhr, obwohl der Weg nur mit 13,5 km angegeben war – vielleicht waren wir doch irgendwo falsch abgebogen. Durch die beiden Bögen kann man die Strecke natürlich auch nach Belieben verkürzen oder an zwei Tagen wandern.
Wir hatten perfektes Wetter gehabt und waren eine schöne, abwechslungsreiche Strecke mit genug Waldwegen, um auch an einem warmen Sommertag ein wenig kühlen Schatten zu spenden, abgewandert – können wir empfehlen! Vielleicht ist ja auch bald der ganze Weg mit Hinweisschildern ausgestattet, das würde helfen. Ansonsten kann die Strecke bei Komoot gefunden werden oder das pdf des Flyers hier heruntergeladen werden.