Radtour zum Hasbruch mit Besuch der Friederikeneiche

Naturdenkmäler im Eichen-Hainbuchenwald

Kurz vor Weihnachten machten sich Insa und Mareike auf den Weg zum Hasbruch, einem „historisch alten Wald“, in dem unter anderem die über 1.000 Jahre alte Friederikeneiche steht. Eine knapp 47 km lange Rundtour auf Rädern durch Felder, Wiesen und den größten Urwald Niedersachsens.


Wenn das Datum geplant ist, ist es geplant und so trafen Insa und ich uns trotz bescheidener Wetteraussichten an diesem düsteren Dezembertag zu einer Radtour in den Hasbrucher Urwald. Von Stuhr ging es an Delmenhorst vorbei Richtung Hude. Auf halber Strecke nach Oldenburg lag unser Ziel: der Hasbruch. Kaum eine viertel Stunde waren wir gefahren, als die dunklen Wolken am Himmel beschlossen uns mit ihrem nassen Willkommensgruß zu segnen: Es fing ordentlich an zu schütten. Regenhosen wurden flott übergezogen, Insa schlüpfte noch schnell in ihre wasserfesten Gamaschen, ich hatte wasserfeste Schuhe an. Regenjacken tragen wir hier im Norden sowieso immer. Der Regen würde die nächsten Stunden unser ständiger Begleiter sein und nur die für Dezember unglaublich milden Temperaturen machten die Fahrt noch angenehm. Nass ist eine Sache, aber dabei zu frieren senkt den Spaßfaktor deutlich stärker.

Wenn man einmal akzeptiert hat, dass man nass ist und es auch bleiben wird, ist das erstaunlich fördernd für die Motivation und so fuhren wir angeregt plaudernd weiter. Kleine Dörfer wechselten sich mit Wiesen und Weiden ab, das ein oder andere Mal überquerten wir Landstraßen, aber durch den Dauerregen waren wir alleine unterwegs und konnten so durchgängig nebeneinander fahren.

Nach etwa 20 km erreichten wir den Anfang des Waldes und nun fing das Abenteuer an. Als Ziel hatten wir den Standort der Friederikeneiche angegeben und die lag nun einmal mitten im Wald, wie es Bäume meist an sich haben. Durch den starken Dauerregen hatten sich die Waldwege in matschige Rinnsale zwischen den Bäumen verwandelt und unsere Citybikes waren nur in unseren Wunschvorstellungen Mountainbikes und für diese Trails völlig ungeeignet. Es wurde dreckig, rutschig und lustig. Unsere Rufe und unser Lachen durchdrang den fast leeren Wald, der sonst ein beliebtes Ausflugsziel für viele Leute ist.

Zwei Fahrräder im Hasbrucher Urwald
Kurzer Stop im Wald

Der Hasbruch gehört zu den „historisch alten Wäldern“ (Urwäldern), was bedeutet, dass ein Wald seit der letzten Eiszeit und der nachfolgenden Wiederbewaldung kontinuierlich als Wald bestanden hat und niemals vollständig gerodet worden ist. Der Hasbruch ist einer der acht größten des Nordeuropäischen Tieflandes und auch der größte in Niedersachsen. Natürlich mussten wir diesem geschichtsträchtigen Wald einen Besuch abstatten.

Wälder und Bäume strahlen immer so eine erhabene Ruhe aus und selbst der Regen kam unter den verzweigten Ästen nur gedämpft bei uns an. Die dicke Laubschicht auf dem Boden dämpfte alle Geräusche, es war ein wunderschöner Tag. Dunkel glänzten mächtige Stämme neben den Wegen, begeistert fuhren wir langsam, um all die Figuren zu betrachten, die die verknoteten und verzweigten Äste und Stämme uns boten. Nur die eigene Fantasie setzt hier die Grenzen.

Unser erster Haltepunkt ist die Amalieneiche, eine der 1000-jährigen Eichen, die es hier im Hasbruch gibt. Sie stürzte jedoch 1982 um, so dass nur noch Reste zu sehen sind. Infotafeln erzählen uns hier etwas über die alte Tradition der Waldweide (mehr Infos zum „Hutewald“) und wie diese Art der Viehhaltung den Wuchs der Bäume hier beeinflusst hat.

Friederikeneiche im Hasbrucher Urwald
Da ist sie: die beeindruckende Friederikeneiche

Dies sahen wir dann auch an unserem nächsten Ziel, der Friederikeneiche, dem Highlight des Waldes. Ihr Alter wird auf 1.200 Jahre geschätzt, womit dieser knotige Baum mit über acht Metern Stammumfang der älteste Baum der niedersächsischen Ebene ist. Ein kleiner Zaun trennt den Weg von der Eiche und wir bleiben ehrfürchtig stehen. Unglaublich wuchtig steht dieser Baum zwischen den viel kleineren, jüngeren und gerade gewachsenen Bäumchen. Stark verzweigt streckt sie ihre Äste in den Himmel, ein Skelett dunkler Schatten an diesem Wintertag. Was für ein Anblick! Kaum vorstellbar was dieser Baum schon alles gesehen hat – man fühlt sich plötzlich klein und unglaublich jung.

Nach einigen Minuten in Anwesenheit dieses alten Geschöpfes, machten wir uns auf den Weg zu unserem letzten Rastpunkt, einem kleinen Aussichtsturm mit Blick auf einen Bachlauf neben einer Lichtung inmitten des Waldes.

Aussicht von einem Aussichtsturm im Hasbrucher Urwald
Wundervolle Aussichten

Noch einmal nahmen wir matschige Wege, um aus dem Wald wieder herauszufinden, was uns ohne Navigation vermutlich nicht geglückt wäre und dann waren wir auch schon wieder auf dem etwa 20 km langen Rückweg nach Stuhr. Das Wetter wurde etwas besser und so fuhren wir entspannt auf einer etwas anderen Route über Ganderkesee zurück nach Stuhr.

Drei Stunden Radfahren und knapp 47 zurückgelegte Kilometer hatten uns ausgepowert, aber auch begeistert. Wir sind froh, dass es so nah bei uns so viele Schätze und Natur zu entdecken gibt! Manchmal muss man nur seine Augen auf machen.

Vollkommen verdreckt von unserem ungeplanten Mountainbike-Abenteuer kamen wir zurück nach Hause und beschlossen demnächst mal unsere Räder zu putzen. Gut geölt und mit Luft auf den Reifen fährt es sich immer noch am besten.

Mareike

32 Jahre, aus der Nähe von Bremen.

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