Eine Wanderung der „Wilde Geest zu Fuß“
Das Wochenende vor Weihnachten lud zum Wandern ein, da ich zu Besuch in Norddeutschland war – und so beschlossen Insa und ich den ca. 8,5 km langen Rundwanderweg „Twuster Padd“ Rund um Twistringen zu bewandern.
Am Sonntagmittag fuhren wir rein ins Zentrum von Twistringen, wo wir direkt neben der St.-Anna-Kirche und einem kleinen Weihnachtsmarkt parken konnten. Wundersamerweise kostete dieser Parkplatz nichts und war auch kaum belegt. Perfekt. Am Rand des Parkplatzes waren auch gleich die ersten Wegweiser, so dass wir uns nun aussuchen konnten, ob wir den Weg links oder rechtsherum starten wollten. Wir gingen linksrum, also weg von der Kirche und kamen zunächst entlang alter Gebäude zu einem Gedenkstein, der an die alte Synagoge erinnerte, die während der Reichpogromnacht 1938 brannte und daraufhin zerstört wurde. Auch an einem alten jüdischen Friedhof kamen wir auf den ersten Kilometern vorbei.
Daraufhin ging es in das graue Winterwetter hinaus aus der Stadt. Felder, Wiesen und gelegentliche kleine Wäldchen bildeten die Szenerie der nächsten Wanderstrecke. Ein weiß leuchtender Silberreiher suchte neben uns auf der Wiese nach Futter und flog dann davon.
Wir folgten dem perfekt ausgeschilderten Weg und kamen schon bald zu einem Beerenlehrpfad. Den müssen wir unbedingt im Sommer oder Herbst noch einmal besuchen, denn die einzigen Beeren, die noch an den Sträuchern hingen, waren von Pflanzen, die auf den Informationsschildern als „giftig“ gekennzeichnet waren. Im Wechsel standen dort immer wieder essbare und giftige Beerenbüsche, von denen wir einige noch gar nicht kannten.
Nun bildeten sich im Himmel ein paar kleine Lücken in der grauen Wolkendecke und es zeigten sich goldene Strahlen, der schon bald untergehenden Sonne. Es war auch beinahe der kürzeste Tag des Jahres und mit ein Grund, warum wir uns für einen kurzen Weg entschieden hatten. Im Dunkeln wollten wir nicht unbedingt wandern gehen.
Zwischen Wiesen ging unser Weg nun an Birken entlang zurück in Richtung Twistringen, wo wir zwischen ein paar Häusern einen großen Baum stehen sahen. Darunter – beziehungsweise in der Nähe – befand sich die recht unauffällige Quelle der Delme. Mir war gar nicht bewusst gewesen, dass diese sich in unserer Umgebung befand und einfach so besichtigt werden konnte. Auf einer Tafel steht folgendes:
„Die Persönlichkeit der Delme erscheint in ihrem Quellbereich als feine, zarte, vornehme Kraft die unaufdringlich mütterlich sorgend und behütend ist. Sie braucht Schutz beim Auftauchen aus der Tiefe und muss sich entfalten und ausbreiten können, bevor sie ihren Lauf ins Land hinein antritt.“
Nun ging es durch eine Parkanlage, deren Bäume sich dunkel vor dem gerade noch hellen Himmel abzeichneten. Eine Brücke führte zu einem Rastplatz, wo wir jedoch nicht Halt machten. Für uns ging es direkt weiter hinein in den Hochzeitswald, auf dem Brautpaare seit 1996 zu ihrer Hochzeit oder ihrem Jahrestag einen Baum pflanzen konnten. Ein paar Zieräpfel hingen noch über uns an den kahlen Ästen der Bäume. Wir fanden es eine schöne Idee, dass man mit der Pflanzung eines Baumes so ein Erlebnis noch auf viele Jahre festhalten kann. Wie schön, wenn man zum Jahrestag einen Spaziergang zu dem eigenen Baum inmitten eines Parks machen kann.
Der Hochzeitswald ist dann auch nicht mehr weit von der Kirche entfernt, die uns den Weg zurück zu unserem Auto leitete.
Was für eine schöne kleine Runde, die wir bestimmt im Sommer noch einmal machen werden.