Wanderung auf den Mont Buet (3.096 m)

Hoch hinaus für die Aussichten

Die Wanderung stand schon länger auf meiner Liste und so gingen wir die Besteigung des Berges an einem sehr warmen Tag im Juli an. Mit über 20 Kilometern und mehr als 1.700 Höhenmetern nahmen wir die Aktivität nicht auf die leichte Schulter und packten unsere Rucksäcke mit Wasser, Essen und wärmeren Kleidungsschichten voll.


Da wir den kürzesten Weg hinauf auf den Gipfel steigen wollten, fuhren wir mit dem Auto in das kleine Dorf Le Buet, das auch per Zug von Chamonix erreicht werden kann. Eine schöne mehrtägige Wanderung führt durch das Nachbartal über den Col de Salenton, von der wir im Herbst schon einen großen Teil gewandert waren. Nun endlich hatte ich es zurück geschafft, um den Mont Buet anzugehen. Den unteren Teil der Strecke kannte ich daher schon, wenn auch in herbstlichen Goldtönen und nicht dem sommerlichen Grün, das uns an diesem Tag erwartete.

Der Blick hinab in den unteren Teil des Tals von der Hütte..

Wir machten den Fehler und folgten den Hinweisschildern direkt in eine Masse von Touristen, die sich die Wasserfälle des Cascade de Bérard anschauen wollten. Die Stege über dem Wasser waren schmal und so konnten wir die vielen Familien und älteren Damen nicht überholen. Wir schwammen in der Masse mit bis uns dieser Weg wieder auf den richtigen Pfad führte, den wir besser hätten nehmen sollten. Dieser war etwas breiter und führte beständig, aber nicht zu steil in das Tal hinein. Wir folgten dem Fluss hinauf, der an ein oder zwei Stellen mit Brücken überquert werden musste. Auch hier waren noch viele Wanderer unterwegs, von denen die meisten wohl zu der beliebten Hütte im oberen Teil des Tals unterwegs waren.

Es war teilweise etwas anstrengend immer wieder zu warten bis man überholen konnte und ich werde schnell ungeduldig. Natürlich will ich auch die Natur und die Aussichten genießen, aber wenn ich weiß, dass ich noch viele Höhenmeter zu gehen habe, möchte ich den unteren Teil schnell bewältigen. Ein Hinweisschild wies den Weg auf den Gipfel des Mont Buet mit knapp 6 Stunden Gehzeit aus (ohne Rückweg), so lange hatten wir eigentlich nicht eingeplant.

Es wurde warm. Sobald wir die schützenden Bäume im unteren Teil verlassen hatten, knallte die Sommersonne auf uns herab. Es war einer der wärmsten Tage des Sommers und so versuchten wir viel zu trinken, um gegen den Flüssigkeitsverlust anzukämpfen.

Als wir an der „Refuge de la Pierre à Bérard“ ankamen, machten wir eine kurze Pause und füllten unsere Wasserflaschen wieder auf. Im Herbst war hier nur eine stillgelegte Hütte gewesen, nun saßen Familien unter bunten Sonnenschirmen auf der Terrasse und genossen den Blick in das Tal. Bunte Blumen wuchsen zwischen dem Grün, Handtücher flatterten auf einer Leine. Idyllisch und gut besucht.

Von hier ging es nun steiler hinauf und wir bogen auf einem der vielen kleinen Pfade falsch ab, so dass wir die nächsten 20 bis 30 Minuten komplett alleine die wunderbare Natur genießen konnten, bis wir zurück auf den Hauptpfad fanden. Da es jedoch nur eine Richtung und ein Ziel gibt, was von hier der Pass (Col de Salenton) ist, konnte man sich kaum wirklich verlaufen.

Eine Steinwüste mit riesigen Felsbrocken, über die man sich seinen eigenen Weg suchen musste, markierte einen neuen Abschnitt. Von Stange zu Stange und Markierung zu Markierung ging jeder seinen eigenen gewählten Weg bis wir den Pass erreichten, wo wir im Herbst aus dem Nachbartal herausgekommen waren. Nun bogen wir jedoch rechts ab, überquerten ein paar alte Schneefelder und machten uns auf den Weg zum letzten, steilen Anstieg auf den Mont Buet. Es waren vom Pass noch etwa 500 Höhenmeter und langsam merkte man, dass es schwerer wurde.

Wir hatten noch nicht wirklich viel gegessen, wollten nun aber bis zum Gipfel durchziehen, auch wenn das im Nachhinein betrachtet nicht die bestmögliche Lösung gewesen ist. Die Hänge des Mont Buet bestehen aus dunklen Steinen, die in allen erdenklichen Größen den Boden bedeckten. Der Pfad ist ausgetreten und gut erkennbar, jedoch voller Schottersteine, die das Gehen erschweren.

Es überraschte mich, dass ich zwischen den trockenen, unfreundlichen Felsen immer wieder Farbkleckse entdeckte: Blumen in allen Farben blühten an diesem lebensfeindlichen Ort und zauberten immer wieder ein Lächeln in mein Gesicht – trotz der Anstrengung des Aufstiegs. Immer weiter ging es hinauf, ein verlassenes Gebäude markierte unser Ziel, das so nah und trotzdem noch so fern war. Schritt für Schritt ging es hinauf. Die Luft war trocken, Staub wirbelte mit jedem Schritt von Boden auf. Hier war die Wanderung eintönig und bot kaum Abwechslung. Der letzte Anstieg wurde zur Qual. Wir überholten noch ein Paar, das mit großen Rucksäcken unterwegs war und fanden kurz darauf heraus, dass man auf der breiten Schulter des Gipfels in kleinen selbstgebauten Steinkreisen gut Zelten kann. Eine Nacht hier oben unter den Sternen ist sicherlich wunderschön!

Ein Photo ist viel zu klein für die majestätische Bergkette auf der anderen Seite…

Erschöpft ließen wir uns in einem der Kreise nieder, um unsere Baguettes zu essen und Coladosen zu trinken, die uns die Energie für den Rückweg liefern sollten. Und nun bemerkte ich auch die absolut unglaubliche Aussicht vor mir. Aufgereiht in ihrer schneebedeckten Schönheit waren der Mont Blanc, Tacul, die Grandes Jorasses, die Aiguille du Dru und Verte in einem seltenen Anblick vereint. Langsam zogen Wolken aus den Tälern empor und wir saßen in diesem magischen Himmelsschloss und kamen aus dem Staunen nicht mehr raus.

Nach einer langen Pause mit perfekten Ausblicken, besuchten wir noch kurz den richtigen Gipfel ein paar Meter weiter, dessen Kuppe jedoch unscheinbar ohne Kreuz oder markante Felsformation grau in der Umgebung lag. Hier ging es auf drei Seiten steil hinab, es war klar, dass wir den selben Weg wieder zurückgehen würden, den wir gekommen waren.

Nach einem mühsamen Joggen durch die Felsen des oberen Teils, genossen wir noch einmal die Aussicht in das Nachbartal und schauten uns die Wege an, die wir im Herbst gewandert waren. Dann ging es in einem Schwung hinab zur Hütte, wo wir uns mit einer weiteren Cola und einem selbstgemachten Zitroneneis belohnten. Ich fühlte mich so viel besser und stärker als noch im Herbst, wo wir zu diesem Zeitpunkt der Wanderung ziemlich fertig gewesen waren.

Auf dem Rückweg…

Nun ging es noch den letzten Rest zurück in die Zivilisation, welchen wir durch angeregte Gespräche kurzweiliger gestalteten. Auf dem Weg hinauf, wenn man jedes bisschen Atem braucht, ist es meist still und ich genieße die Geräusche der Natur. Insekten summen, Wasser rauscht, Steine klacken aneinander. Es ist friedlich in den Bergen.

Nach etwa 6,5 Stunden, mehr als 20 km und knapp 1.730 Höhenmetern kamen wir endlich wieder am Auto an. Nach langen Wanderungen hält sich unsere Motivation abends noch zu Kochen in Grenzen und so bestellten wir noch vom Wanderweg unser Abendessen und holten uns den redlich verdienten Genuss auf dem Rückweg ab.

Durch die Eintönigkeit im oberen Abschnitt wird dies vermutlich nicht meine Lieblingswanderung im Tal werden, aber die Aussichten waren wirklich fantastisch und ich bin froh, dass ich diesen Berg bestiegen habe.

Mareike

32 Jahre, aus der Nähe von Bremen.

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