Lauenburg nach Lüneburg (23km)
Der Hermann Billung Wanderweg führt auf über 145 km von Schleswig-Holstein durch Niedersachsen – genauer gesagt, von Lauenburg bis nach Verden. Dabei geht es in weiten Teilen durch das Naturschutzgebiet Lüneburger Heide. Besonders gereizt an dem Weg hat mich, wie beim Freudenthalweg auch, seine Unbekanntheit und die Nähe zu meiner unmittelbaren Nachbarschaft. Der Weg ist nach Hermann Billung († 27. März 973 in Quedlinburg) dem Markgraf, Herzog und Stellvertreter des Sachsenkönigs Otto I, benannt. Der Wanderweg wird laut Beschilderung vom Wanderverband Lüneburg e.V. betreut. Die ganze Streckführung findet man hier. Eingeteilt habe ich die Etappen für mich wie folgt, wobei ich jeweils die Etappen 1-3 an einem Stück gewandert bin.
- Etappe: Lauenburg – Lüneburg
- Etappe: Lüneburg – Amelinghausen
- Etappe: Amelinghausen – Bispingen
- Etappe: Bispingen – Soltau
- Etappe: Soltau – Visselhövede
- Etappe: Visselhövede – Verden
Mitte September nahm ich mir ein langes Wochenende vor, an dem ich die erste Hälfte des Hermann Billung Wanderwegs in meiner Nachbarschaft erwandern wollte. Nach einigem hin und her und ein bisschen Planungsaufwand, startete ich vorerst allein meine Wanderung mit gepacktem Rucksack am Bahnhof in Lauenburg.
Gesagt getan startete ich also am Freitagvormittag, bei bestem Herbstwetter, in Lauenburg mein Abendteuer Fernwandern inklusive Übernachtungen direkt vor Ort. Das bedeutete für mich, zum ersten Mal allein auf eine längere Wanderung aufzubrechen, mir Übernachtungsunterkünfte in Lüneburg und Amelinghausen zu suchen und am Ende wieder einmal nur sehr wenige Vorabinformationen über meinen zu wandernden Weg zu haben. Mir war also vorher nicht ganz klar wie lang die Etappen schlussendlich werden würden, aber das gehört ja bekanntlich zu einem guten Abendteuer dazu.
Los ging es bei strahlender Sonne in Lauenburg direkt hinter der Brücke, also noch in Schleswig-Holstein. Somit überquerte ich zu allererst die Elbbrücke in Richtung Niedersachsen, um dann für einige Zeit entlang des Deichs der Elbe zu laufen. Zu allererst war ich mal wieder positiv von der guten Beschilderung des Weges überrascht. Das „B“ begrüßte mich schon von weitem als ich den Parkplatz am Bahnhof verließ und so konnte ich positiv auf die Wanderung blicken, da ich sicher gehen konnte, dass mich die Schilder mit dem „B“ leiten würden. Entlang des Deichs wehte wie üblich ein kräftiger Wind, aber die Sonne schien herrlich, sodass die ersten Kilometer sehr leicht waren und die Zeit schnell verging.
Nach knapp 3 Kilometern ließ ich den Deich hinter mir und kam entlang eines kleinen Waldes und viel grünem Deichvorland des Elbe-Seiten-Kanals meinem Etappenziel Lüneburg immer ein Stückchen näher. Der Wind frischte zunehmend auf, aber das Wetter blieb stabil und auch die Beschilderung war weiterhin optimal. Leider führte der Weg nicht oben auf dem Weg des Deichs entlang, sondern ich wanderte am Fuße des Deichs. Jedoch erkannte ich schnell den Grund, denn nach wenigen Metern bog der Hermann Billung Weg links in den Wald ab. Dort wurde eindrucksvoll klar, dass es nun doch Herbst ist, denn ich lief direkt an einem Maisfeld entlang, welches gerade gehäckselt wurde. Ein untrügliches Zeichen dafür, dass der Herbst vor der Tür steht.
Schlussendlich kam ich durch einen winzigen Ort mit nur einem Haus an der Neetze und danach führte der Weg mich dann tatsächlich endlich auch direkt den Deich hinauf. So konnte ich hier nochmal die wunderbare Aussicht genießen. Hier waren dann auch ein paar mehr Menschen unterwegs, die meisten allerdings nicht wie ich zu Fuß, sondern mit dem Rad.
In der Ferne konnte ich dann sogar das berühmte Schiffshebewerk von Scharnebeck sehen. Ich war also auf dem richtigen Weg. Einen kurzen Plausch hielt ich noch, während ich mich einmal zwecks der Wegführung orientieren musste. Der Herr war ganz begeistert vom Projekt Windundwetterwandern und wünschte mir viel Spaß und vor allem Glück mit dem Wetter. Angesagt war nämlich für das gesamte Wochenende Dauerregen.
Bisher hatte ich aber nach wie vor Glück und war bisher trocken geblieben. Entlang der Bahnschienen war die Wegführung des Hermann Billung Wanderweg dann etwas knifflig, denn über einigen Wegweisern mit dem „B“ waren nachträglich Verkehrsschilder angebracht worden und so konnte ich zum Teil Pfeile nicht optimal erkennen. Schlussendlich kam ich aber wieder auf dem richtigen Weg an. Aber dort kam direkt die nächste Überraschung auf mich zu. Unbehelligt wanderte ich entlang eines verschlungenen Feldweges, der wirklich nicht viel genutzt und betreten aussah und entdeckte bereits in der Ferne einen Hochsitz. Beim Näherkommen sah ich auch den dazugehörigen Jäger in voller Montur mit dem Gewehr in Position. Zu meinem Glück war der Maishäcksler noch nicht vor Ort und die Maisjagd hatte noch nicht begonnen. Schnell wanderte ich weiter, immer noch etwas unsicher, ob ich wirklich auf dem richtigen Weg war. Aber am Ende kam ich an einer mehr oder weniger vielbefahrenen Straße raus und fand das „B“ direkt vor mir am Baum. Was lernte ich daraus – Vertrauen haben und solange nichts anderes angezeigt wird, geht es auf dem Weg einfach weiter geradeaus.
Ich war also nach wie vor noch auf Kurs. Diese Erkenntnis nutzte ich für die erste Pause des Tages. Unterwegs hatte ich ab und zu einen Schluck Wasser getrunken und im Gehen Nüsse gegessen, aber nun war es Zeit einmal die Füße zu entspannen. Idealerweise zeigte sich direkt vor mir eine Jägerkanzel und die dunklen Wolken über mir verhießen nun doch Regen. Daher verlegte ich meine Pause in den offenen Hochsitz und konnte den Schauer abwarten und aß nebenbei etwas. Der Regen war mit viel Wind gekommen und nun auch genauso schnell wieder weg.
Gestärkt und weiterhin trockenen Fußes ging es für mich also weiter. Ich war jetzt bereits am Schiffshebewerk, ungefähr auf der Hälfe meiner heutigen Strecke angekommen. Ganz genau wusste ich es natürlich nach wie vor nicht und auch die Radwegbeschilderung gab nur eine grobe Indikation darüber, wie weit es wohl noch bis Lüneburg sein würde.
Dieses Mal führte der Weg mit dem „B“ mich unmittelbar hinter dem Schiffshebewerk in den Wald. Ein Glück, denn es begann wieder zu regnen. Ich spannte den Schirm auf und lief unbeirrt weiter, so schlimm würde es schon nicht werden. Im Wald war ich im Prinzip alleine unterwegs und die Bäume hielten den Großteil des Regens und des Windes ab. Ab und an begegneten mir Leute mit Hunden, aber sonst traf ich auf über 3 Kilometern so gut wie niemanden.
Der Wald endete kurz vor Adendorf. Ich war also fast an meinem Etappenziel angekommen. Aber irgendwie war es dann auch doch noch ganz schön weit weg. Allerding fühlte sich die Wanderung bisher nicht schwierig, einsam oder langweilig an. Ich hatte auf den zurück gelegten Kilometern bereits einiges gesehen und bin in verschiedenem Terrain gewandert. Von Deich über Brücken, Asphalt und Waldboden war bisher alles dabei.
In Adendorf führte der Weg durch einen kleinen Teil des Wohngebietes, bevor er entlang der Bahntrasse wieder aus der Ortschaft hinaus in die Feldmark führte. Das „B“ leitete den Weg und die erste Bank, in der nun scheinenden Sonne, nutzte ich für eine erneute kurze Pause.
Dann ging es weiter und mit jedem Schritt lag Adendorf ein Stück weiter hinter mir und mein Ziel Lüneburg war quasi in Hörweite. Der Motorenlärm nahm nach und nach zu und so kreuzte ich schon bald die Umgehungsstraße und folgte dem Weg in das Waldgebiet Lüner Holz. Am Kloster Lüne erreichte ich dann den Randbereich von Lüneburg. Das Kino und der Bahnhof waren von hier nicht weit entfernt und auch bis zu meiner Übernachtungsmöglichkeit war es ein Katzensprung. Aber nach über 20 Kilometern sind die Wege dann doch länger als gedacht und der letzte Teil der Strecke zog sich. Zumindest war es nun wieder trocken und das Ende war in Sicht. Noch einmal über die Hauptstraße und entlang einiger Wahrzeichen von Lüneburg – wie dem Alten Kran und dem Stint – erreichte ich den Marktplatz. Mein Endziel für den heutigen Tag.
Nach knapp 23 km und etwas über 5 Stunden beendete ich die erste Etappe mit dem Fazit, dass auch in der Stadt der Weg gut beschildert ist. Nun verließ ich meine Route, um auf Etappe 2 direkt wieder vom Marktplatzt in Lüneburg aus starten zu können.
Insgesamt war es ein gelungener Start in das Wanderwochenende ohne Zwischenfälle oder Komplikationen. Ich war weitestgehend trocken geblieben, die Beschilderung war gut und ich nutzte nun die Zeit mich auszuruhen, zu essen und ausgiebig zu schlafen, um morgen wieder motiviert in die nächste Etappe von Lüneburg nach Amelinghausen starten zu können.