Auf über 70 km zwischen Weser und A1
Im Februar erwischten Insa und Mareike erstaunlich gutes Wetter für eine lange Fahrradtour durch Niedersachsen. In mehr als 70 Kilometern ging es von Stuhr durch Delmenhorst, einmal um Hude bei Oldenburg herum zu dem Ziel der Tour: der Ruine des Kloster Hude. Von dort ging es in einem langen Bogen über das südlich gelegene Ganderkesee zurück nach Stuhr.
Wir hatten den ganzen Tag für diese lange Tour eingeplant, da wir beide keine Rennräder oder Tourenräder besaßen und so holte ich gegen 9 Uhr Insa auf meinem Citybike ab. Die Route hatten wir zuvor abgespeichert, so dass wir nicht nach Schildern fuhren, sondern uns entspannt navigieren lassen konnten. Und wer auch immer sich diese Route ausgedacht hatte, hat Lob verdient, denn es ging auf fahrradfreundlichen Wegen durch Wiesen und Natur, die großen, langen Landstraßen wurden – so gut es ging – ausgelassen.
Wir starteten direkt im Grünen und durchquerten die Randgebiete Delmenhorsts entlang der Varreler Bäke. Durch dörfliche Felder fahrend erreichten wir das beschauliche Hasbergen, wo wir die Delme überquerten. Es ging oft auf Deichen entlang, die warmen Sonnenstrahlen erwärmten die kühle Februarluft.
An einigen Stellen inspirierten viele Radwegweiser zu neuen Touren und Routen, in jedem zweiten Dorf erwartete uns eine typische, rote Backsteinkirche. Die Felder und Wiesen warteten blassgrün auf den kommenden Frühling – wir hatten wirklich Glück mit dem Wetter.
Und dann erreichten wir schon das Stadtgebiet von Hude. Im dörflichen Randgebiet, das erst im 18. Jahrhundert erschlossen worden war, befand sich früher ein Hochmoor. Nur noch ein kleines Schutzgebiet ist von dem einstmaligen Moor geblieben, doch durch diese hübsche Natur führte uns der Weg entlang des Nordenholzer Sees.
Schon wenige Minuten später hatten wir die nördlichen Ausläufer der Stadt und unser Ziel erreicht: das Kloster Hude. Oder besser deren Ruinen. Denn von der im 13. Jahrhundert gegründeten Zisterzienserabtei stehen nur noch ein paar rot-orange in der Sonne leuchtende massive Mauern. Doch diese reichten aus, um uns in Staunen zu versetzen. Wie eindrucksvoll die Gebäude vor hunderten von Jahren gewesen sein müssen, wenn sie noch heute diesen erhabenen Anblick bieten. Die Klosterüberreste standen in einem hübschen Garten, den man mit einem Museumsbesuch betreten kann (leider war das Museum jedoch aufgrund der aktuellen Situation geschlossen – wir werden also noch einmal wieder kommen müssen).
Das Kloster wurde übrigens nicht durch einen Krieg oder ähnliche Gewalt zerstört: Es wurde im 16. Jahrhundert aufgelöst und da es damals eine große Nachfrage nach hochwertigen Baumaterialien gab, wurden die Steine abgetragen und anderswo verbaut.
Insa und ich stellten dort unsere Räder ab, um das große Gelände in Ruhe erkunden zu können. Die umliegenden Gebäude waren teilweise noch in Nutzung und das ganze Gelände war sehr idyllisch am Huder Bach gelegen. Eine alte Wassermühle steht gegenüber dem Museum und ein paar zeitgenössische Künstler haben das Gelände mit Statuen verschönert. Im Sommer lädt ein Café zum Verweilen ein. Es war ein schönes, sehr ruhiges Gelände, das uns irgendwie verzauberte.
Ein online Rundgang durch das Kloster gibt dessen Geschichte liebevoll und anschaulich wieder (hier), auch wenn wir natürlich lieber direkt vor Ort sind. Alte, mächtige Mauern lassen mich immer sehr klein fühlen und strahlen diese ganz besondere Ruhe aus.
Unsere Mittagspause machten wir etwas später, als wir eine Parkbank in der Sonne fanden, direkt am Eingang zum FriedWald (Hasbruch), irgendwo zwischen Hude und dem kleinen Dorf Lintel. Der rege Verkehr auf dem Parkplatz legte nah, dass der Wald ein beliebtes Ausflugsziel war.
Für uns ging es nun auf den langen Weg nach Hause. Wir fuhren auf der südlichen Route durch die Wiesen und Felder des spärlich besiedelten Landes, bis wir den Hasbrucher Wald erreichten, durch den wir letzten Herbst schon gekommen waren, als wir das Highlight, die über 1.000 Jahre alte Friederikeneiche (hier geht es zum Blogartikel) besucht hatten. Allerdings bei deutlich schlechterem Wetter, so dass wir jetzt den Wald im Sonnenschein genießen konnten.
Von dort ging es noch einmal scharf in südliche Richtung weiter, um das größere Ganderkesee auf der südlichen Route zu umfahren. Von Süden kommend fuhren wir nun also wieder nach Delmenhorst herein und folgten den größeren Straßen zurück in unsere Gemeinde. Nach 5 bis 6 Stunden (inklusive der Pausenzeiten) konnte ich Insa wieder bei sich zu Hause abliefern und mich die letzten 5 km zu mir zurück quälen. Über 80 km würden am Ende in meinen Beinen stecken und so beschloss ich, dass ich mir heute definitiv ein Bad anstatt einer Dusche verdient hatte.
Fazit: Man kann mit dem Rad erstaunliche Strecken zurücklegen, selbst wenn man nicht mit dem Rennrad unterwegs ist, und so viele wundervolle neue Landschaften entdecken. Dass wir das Kloster Hude zuvor noch nie besucht hatten, fanden wir im Nachhinein unglaublich, denn es hinterließ einen großen Eindruck und so beschlossen wir definitiv noch einmal wieder zu kommen, wenn das Museum wieder offen ist, um uns die Ruinen noch einmal von Nahem anzuschauen.