Knapp 22 km lang ist der vielseitige und abwechslungsreiche Rundweg der Nordpfade südlich von Scheeßel, den man wunderbar mit der Bahn erreichen kann. Auf der anderen Seite von Scheeßel liegt der Nordpfad „Wümme und Vareler Heide„, den wir auch schon gewandert sind (allerdings mit etwas Zuweg von Bahnhof).
An einem Wochenende im Januar hatte ich spontan Lust auf eine Wanderung und fragte einen Tag vorher im Status, ob jemand Zeit hätte mich zu begleiten. Ich hatte keine große Hoffnung, dass sich jemand so spontan melden würde, wurde jedoch positiv überrascht. Und so starteten wir zu zweit nicht allzu früh am Bremer Hauptbahnhof und fuhren entspannt mit dem Metronom nach Scheeßel. Da ich kein Auto, aber das Deutschlandticket habe, freue ich mich immer, wenn ich zu einer Wanderung mit öffentlichen Verkehrsmitteln anreisen kann.
Der Nordpfad, den ich mir für diesen Tag herausgesucht hatte, heißt Kirchsteg-Moore-Bäche und was wie ein merkwürdiger Nachname klingt, ist eher eine Beschreibung, von dem was einen auf diesem Weg erwartet. Knapp 22 km führen in einem weiten Bogen durch die Natur südlich von Scheeßel, das ich sonst hauptsächlich vom Hurricane-Festival kenne.
Wir hatten Glück mit dem Wetter, denn es war erstaunlich sonnig, aber kalt. So kalt, dass das Wasser der Dezemberüberschwemmungen gefroren auf den Wiesen lag. Schnee zierte den Boden und reflektierte die Sonne, die aus einem blassblauen Himmel auf uns herunterschien. Laut offizieller Beschreibung läuft man den Weg mit dem Uhrzeigersinn, wir jedoch gingen ihn in die andere Richtung und folgten zunächst grob den Bahnschienen hinaus in die Felder.
Von hier ist das erste und für mich schönste Highlight des Weges nicht weit: der Bartelsdorfer Kirchsteg. Der längste Holzsteg der Nordpfade führt hier über die Wiesen, die das Überschwemmungsgebiet des Flusses „Veerse“ bilden, den wir auch überquerten. Ich kann mir kaum vorstellen, dass es von der anderen Seite kommend schöner ist als der Anblick, der sich uns bot. Aus einem kleinen, kargen Winterwald kommend, erschien dort plötzlich ein Ausweg in Form eines Stegs mit weißem, festgetretenem Schnee hinaus in eine offene Wiesenlandschaft. Was für einen schönen Anblick die überschwemmten und gefrorenen Wiesen boten.
Von dort ging es weiter durch kleine Wälder und Wiesen – wir folgten immer den Schildern, die gut sichtbar an Bäumen und Pfählen angebracht waren. Wir konzentrierten uns in dieser Zeit kaum auf den Weg, da wir uns die ganze Zeit angeregt unterhielten. Das liebe ich am Wandern, wenn man es mit Freunden macht: es gibt keine Ablenkungen, man schaut nicht auf das Handy und auch wenn es mal einige Minuten still ist zwischen uns, ist es nicht unangenehm, denn man genießt dann einfach die Natur, die Geräusche der Wanderschuhe auf dem Boden und die frische Lust auf den Wangen.
Immer wieder fanden wir im Schnee Tierspuren, aber Menschen waren kaum unterwegs. Das wunderte mich etwas, aber ich freute mich auch, dass wir den Weg für uns hatten.
Ein Pfad führte uns entlang eines Feldes in Richtung der Windräder, die wir einmal umrunden würden, und wartete mit der ersten Challenge des Tages auf uns: Teile des Weges waren überflutet, dann gefroren und dann wieder aufgetaut und wir mussten uns einen Weg durch dieses Mienenfeld suchen. Das Eis knackte bedrohlich und an einigen Stellen war es offensichtlich schon gebrochen. Ein Abstecher über das Stoppelfeld rettete unsere Schuhe und nach ein paar Minuten konnten wir dann auch wieder entspannt weitergehen.
Es ging dann durch einige Waldgebiete durch, die wir fröhlich quatschend hinter uns ließen. Auch hier hatte es ein paar Überschwemmungen gegeben und das erstarrte Wasser leuchtete dumpf zwischen den dunklen Baumstämmen. Ich fand es wunderschön, auch wenn wir einen kleinen Umweg dafür gehen mussten. Kurz darauf kam noch einmal eine kleine matschige Stelle und dann konnten wir den Rest der Wanderung genießen, ohne uns um unsere Schuhe Gedanken machen zu müssen. Wir beide waren auf jeden Fall froh Stiefel angezogen zu haben.
Zwischen den Bäumen fanden sich mehrmals Bänke, die recht neu aussahen und mit handgefertigten Schildern versehen waren. Wir wussten nicht zu welchem Event sie hier aufgestellt worden waren, nutzen jedoch die erste Bank, um unsere erste und einzige kurze Pause dort zu machen. Für mehr war uns heute einfach zu kalt.
Da wir recht langsam liefen und spät gestartet waren, fing die Sonne nun gemächlich an sich dem Horizont anzunähern. Wir kamen langsam aus den Wäldern heraus und sahen nun die Windkraftanlagen zu unserer linken Seite im goldenen Schein einer untergehenden Wintersonne. Doch noch hatten wir ein wenig Tageslicht übrig.
Der Weg folgte nun grob der Veerseniederung parallel zum Fluss und kam an einigen Mooren vorbei, die teilweise momentan renaturiert werden. Am Lohmoorsee ist Vogelbeobachten möglich, auch wenn wir nicht verweilten.
Auf den letzten Kilometern zurück zum Scheeßeler Bahnhof kamen wir noch über zwei kleine Brücken, auf denen wir zunächst wieder die Veerse und dann den Lünzener Bruchbach überquerten. Diese beiden Bäche mit dem ruhigen Wasser und einem Himmel, der sich darin fast perfekt spiegelte, waren mein zweites Highlight des Tages.
Insgesamt fand ich die ganze Wanderung super schön und vielseitig, was ich besonders bei langen Wanderungen wichtig finde. Der Schnee, die schöne Wintersonne und das gefrorene Wasser setzten diesem Tag noch das besondere Sahnehäubchen auf. Und der goldene Sonnenuntergang ließ den Tag magisch ausklingen.
Wir kamen kurz vor Sonnenuntergang nach etwa 5 Stunden wieder am Scheeßeler Bahnhof an und mussten leider noch ein wenig in der Kälte stehen und warten bis der Zug nach Bremen kam. Als wir in diesen einstiegen und die Wärme willkommen hießen, war es bereits dunkel und wir freuten uns auf unsere Sofas zuhause. Die hatten wir uns heute verdient.