Ibiza – die Insel, die für ihre pulsierende Clubszene und traumhaften Strände bekannt ist, hat auch eine geheimnisvolle und beeindruckende Seite. Abseits der bekannten Pfade bietet die Insel eine Welt aus schroffen Klippen, üppiger Natur und versteckten Schätzen. Einer dieser Schätze liegt verborgen an der Nordküste, nahe des kleinen Ortes Port de San Miguel: die Cova de Can Marçà, eine jahrtausendealte Höhle, die einst Schmugglern als Zufluchtsort diente. Genau diese Höhlen habe ich gemeinsam mit einer Gastwanderin während meines Aufenthalts auf Ibiza besucht.
Es war ein sonniger, fast heißer Tag, als optimal um sich in den schattigen Höhlen auf eine kleine Entdeckungstour zu begeben. Die Fahrt zum Eingang der Höhlen führte uns mit dem gemieteten Roller über die Insel und dann über kurvenreiche Straßen auf einem kleinen Parkplatz mit einer atemberaubenden Aussicht auf die Küste. Die Höhlen sind gut ausgeschildert und schnell zu erreichen. Von außen kann man bisher nichts von den Höhlen die sich unter uns befinden sollen erahnen. Am kleinen Eingangsbereich kaufen wir ein Ticket für die Führung und werden mit einem Blick auf das türkisfarbene Wasser und die felsige Bucht unter uns mit zahlreichen Booten empfangen.
Die Höhlen dürfen nur im Rahmen einer geführten Wanderung besichtigt werden. In einer Gruppe auch knapp 20 Gästen wandern wir erst einmal 400 Stufen bergab zum Eingang der Höhlen. Dabei haben wir einen tollen Ausblick auf die Bucht und die dortigen Boote. Wir treten ein in die kühl, feuchten Höhle, die nur mit wenig Licht ausgestattet ist. Im Rahmen der Führung wird uns erklärt, wie die Höhle entstanden ist, wozu sie genutzt wurde und wie es aktuell mit dem Schutz dieser aussieht. Insgesamt fühlt es sich ein bisschen so an, als tauchten wir für eine kurze Zeit in eine andere Welt entführte ein. Abgeschnitten von der Außenwelt befinden wir uns ca. 1 Stunde in einer anderen Welt.
Die Wanderung durch die Höhlen beginnt mit einem geführten Rundgang, der uns in die tieferen Abschnitte der Cova de Can Marçà führte. Schon beim Betreten war klar: Dies war kein gewöhnlicher Spaziergang. Die Stalaktiten und Stalagmiten, die sich über Jahrtausende gebildet hatten, funkelten im schwachen Licht der Lampen und warfen mystische Schatten an die Wände.
Während wir uns immer weiter in das Höhlensystem vorarbeiteten, erzählte unser Guide spannende Geschichten über die Vergangenheit der Höhlen. Schmuggler hatten einst hier Unterschlupf gesucht, und man kann noch immer Markierungen an den Wänden entdecken, die ihnen halfen, ihre wertvolle Beute zu verstecken. Diese Spuren vergangener Zeiten verliehen dem Ort eine geheimnisvolle, fast abenteuerliche Atmosphäre. Spannend war vor allem, dass diese Zeit noch gar nicht allzu lange her ist, denn die Höhlen wurden genau so noch bis in die 1970 Jahre als Schmugglerversteck genutzt.
Die Wanderung an sich war moderat, aber es war sehr feucht und dadurch rutschig. Außerdem ist es in der Höhle recht beengt und schummrig, sodass es andere Herausforderungen an die Wanderung gab, als wir es sonst gewohnt sind.
Ein weiteres Highlight der Höhle sind die künstlich angelegten Wasserfälle, die einst durch natürliche Quellen gespeist wurden. Zwar fließt heute das Wasser aus einem modernen System, doch das Spiel aus Licht und Wasser zaubert dennoch eine mystische Stimmung. Allerdings ist es zum Erhalt der Höhle notwendig das Wasser aktiv zu leiten, da es mittlerweile auf Ibiza nur gut 1 Monat im Jahr regnet und die Stalaktiten und Stalagmiten sich ohne Feuchte nicht bilden können. Insgesamt dauert es enorm lange bis diese überhaupt einen Zentimeter wachsen.
Nach etwa einer Stunde endete unser Rundgang durch die Cova de Can Marçà, und wir wurden wieder ans Tageslicht geführt. Doch bevor wir die Höhle verließen, bot sich uns noch ein letzter, spektakulärer Blick auf die Küste von San Miguel. Die Sonne stand hoch am Himmel und blendete uns im ersten Moment. Die Wanderung durch die Höhlen war kurz, aber intensiv – eine Reise in die Vergangenheit Ibizas und in die Tiefe der Erde. Wieder einmal eine ganz andere Art der Wanderung und Erkundung. Nebenbei haben wir viel Wissenswertes gelernt und konnten uns in den Tiefen der Höhle optimal abkühlen, bevor es nun im Anschluss wieder in Richtung Strand und Meer geht.