Wanderung durch die Lüneburger Heide
Unsere vierte Etappe des etwa 150 km langen Freudenthalweges führte heute durch den Böhmewald und die Lüneburger Heide. Oktober, Herbstanfang und überwiegend sonniges Wetter. Wir waren gut gelaunt.
Ein Samstag im Oktober, die ersten farbigen Blätter läuten einen goldenen Herbst ein, auch wenn die Mehrzahl der Bäume noch ihr grünes Sommerkleid trägt. Wir treffen uns gegen kurz vor 10 mit zwei Autos auf dem Zielparkplatz der heutigen Etappe kurz vor Schneverdingen und fahren dann gemeinsam in einem Auto zum Start nach Soltau rein. Da Insa und Sabrina hier letztes Mal schon geparkt hatten, kamen direkt die ersten Vorschläge reingerufen: „Park weiter vorne, nicht bei diesem Parkplatz! Wir sparen uns 200m!“ Wichtig so etwas, denn 200 m sind 200 m.
Ich war das erste Mal dabei mit den beiden Profis den Freudenthalweg zu wandern und das Wetter hätte an diesem Tag nicht besser sein können.
Bei wundervollem Sonnenschein, aber noch kühler Luft, ging es an der Böhme entlang durch einen kleinen Stadtpark in Richtung Böhmewald. Eine Therme lädt erschöpfte Wanderer ein sich in Sauna oder Pool zu entspannen, leider waren wir aber erst am Anfang unserer Wanderung, so dass wir an den Gebäuden vorbeiliefen und im noch recht grünen Wald verschwanden. Hier und da leuchteten schon vereinzelt goldene oder rötliche Blätter aus den Baumkronen, aber noch wurde der Glanz der Sonne durch meist grüne Blätter gefiltert. Alte Buchen breiteten majestätisch ihre Äste über uns aus – eine wundervolle, ruhige Welt. Immer wieder leuchteten weiß an Baumstämme gepinselte „F“s auf und wiesen uns den Weg durch den von vielen kleinen Pfaden durchzogenen Wald.
Es ist Pilzsaison und wir sahen viele verschiedene Pilze am Wegesrand aufleuchten – knallrote Fliegenpilze, kleinere, unscheinbare braune und die verrückt zerfließenden Tintlinge. Die Erde roch nach Herbst und Blättern.
Im kleinen Dorf Wolterdingen kann man eine kleine Heidekirche aus dem 14. Jahrhundert bewundern, dann ging es noch einmal hinein in den Wald des Böhmetals.
Als wir aus dem Wald herauskamen, durchquerten wir ein paar Felder und langsam zogen einige Wolken am Himmel auf. Der kühlere Wind im offenen Gelände ließ mich meine Mütze aufsetzen. Man merkte, dass der Sommer langsam vorbei war. Nach knapp 12 km fanden wir eine Bank mit schöner Sicht auf die Felder, die noch in den letzten Strahlen der Sonne lag und auf der wir unsere Mittagpause machten. Füße entspannen, sitzen, essen. Eine Erleichterung! Wir hatten Gemüse-Blätterteigtaschen, Mohrrüben und Kuchen, um uns für die letzten Kilometer zu stärken. Meine Füße hatten sich auch schon bemerkbar gemacht, ich war wohl längere Wanderungen nicht mehr gewöhnt. Besonders, wenn es mal einige Zeit auf Asphalt entlang ging. Aber glücklicherweise führte der Weg die meiste Zeit auf Wanderwegen, weichem Walduntergrund oder Feldwegen entlang.
Kurz nachdem wir wieder aufgebrochen waren, lud ein großer Apfelbaum zu einer weiteren kleinen Pause ein. Wir blieben lange genug stehen, um uns alle mit Äpfeln zu versorgen, denn der Baum stand dort prall gefüllt, der Boden war überseht mit bereits heruntergefallenen Äpfeln. Herbst ist eine wunderschöne Jahreszeit!
Wir durchquerten nun eine der vielen kleinen Moorgegenden hier, durch die ein hölzerner Steg führte, so dass wir keine nassen Füße bekamen. Ein Schild warnte vor rutschigen Brettern und so rannte ich direkt erstmal ein paar Meter, um nach einer kurzen Fotopause die beiden vor mir laufenden Mädels wieder einzuholen. Ohne rutschen, das Holz war trocken. Rechts und links wuchsen hohe ockerfarbene Gräser, zwischen denen Kiefern und Birken hervorschossen. Hier waren auch ein paar mehr Menschen unterwegs, nachdem wir in den letzten zwei Stunden so gut wie alleine unterwegs gewesen waren.
Im letzten Drittel der heutigen Wanderung kamen wir noch an einem alten Heidehof vorbei, der mit Streuobstwiese und Pflanzenkläranlage aufwartet, auch wenn wir uns das nicht genauer anschauten. Langsam wurden meine Beine schwerer, bitte keine Umwege.
Der letzte Abschnitt dieser Etappe führte dann durch außen liegende Teile der Lüneburger Heide. Offene Wiesen voller Heidepflanzen, deren Blütezeit jedoch schon vorbei war. Orangebraune bis hellgelbe Farben bestimmten die Umgebung. Der Boden war sandig und wellenartig ging es hoch und runter durch die Heidelandschaft. Vereinzelte, dunkle Bäume standen im Kontrast zu dem hellbraunen Meer aus flacher Heide. Am Parkplatz zum Pietzmoor, dem größten zusammenhängenden Moor der Lüneburger Heide, wurde es dann wieder voller. Viele Menschen nutzten den regenfreien Samstagnachmittag zu einem Ausflug in die wunderbare Natur.
Beruhigende offene Heideflächen, frische Luft und ein Gefühl von Freiheit. Ein paar Kutschen wurden von breit gebauten Pferden gezogen und einige Menschen nutzten diese entspanntere Art der Fortbewegung, um die Landschaft von dort oben zu genießen. Die Heide lädt zu jeder Jahreszeit zu einem Besuch ein.
Gerade als ich dachte, dass wir es nun geschafft hätten, bog der Weg plötzlich in die vollkommen falsche Richtung ab und machte noch einen weiten Schlenker durch die Heidelandschaft, um den langgezogenen Silvestersee mitzunehmen. Eine schöne Landschaft, der ich jedoch nicht so viel Aufmerksamkeit schenkte. Ab Kilometer 20 hatten meine Füße mir ziemlich nachdrücklich mitgeteilt, dass sie nun eigentlich gerne nichts mehr machen würden. Aber immerhin konnten wir in der Ferne noch eine große Herde Heidschnucken sehen, die wir ohne den Schlenker verpasst hätten.
Und dann endlich kam nach etwa 5 Stunden der Parkplatz im Wald vor Schneverdingen in Sicht. Die langen 23,5km waren geschafft! Zu dritt standen wir um das Auto herum, um die überbeanspruchten Muskeln zu dehnen, denn morgen würde es ja noch einmal losgehen und Wandern mit Muskelkater macht bekanntermaßen etwas weniger Spaß.
Eine kurze Etappenbeschreibung und die GPX-Daten als Download findet man auf der Seite „Wanderkompass.de“.