Fernwanderweg Forststeig – Etappe 6 und 7

Nikolsdorf bis Bad Schandau

Nur noch etwa 21 km lagen vor mir, die laut Routenplanung in 2 Etappen aufgeteilt wurden: 12 km von Nikolsdorf bis Gohrisch und dann noch einmal 9 km bis nach Bad Schandau. Ich hatte jedoch andere Pläne, denn ich war ja wieder zurück in der Ferienwohnung in Bad Schandau. Hier geht es zurück zu den anderen Etappen, falls die noch nicht gelesen wurden: Etappe 1, Etappe 2, Etappe 3, Etappe 4 und Etappe 5.

Etappe 6: Ausflüge zu Pfaffenstein, Quirl und Festung Königstein

Während ich die ersten fünf Etappen des Forststeigs gewandert war, haben sich meine Eltern auch die Umgebung Bad Schandaus und das Elbsandsteingebirge angeschaut. Einen Teil, den wir alle noch nicht gesehen hatten, waren der Quirl, der Pfaffenstein und die Burg Königstein. Diese drei Ausflugsziele liegen nah beieinander und sind geografisch der 6. Etappe zuzuordnen, auf der es einmal um den Quirl herumgeht. Der Weg führt dann unterhalb des Pfaffenstein entlang und lässt die Burg auf der anderen Seite ganz aus. Der Malerweg hätte einen zu der Burg geführt, der Forststeig geht dort jedoch nicht entlang.

Ausblick vom Pfaffenstein..

Wir nahmen uns also vor, diese drei Ziele an einem Tag zu besuchen und parkten somit zunächst in Pfaffendorf, um Wandern zu gehen. Eine 7-8 km lange Runde bringt einen hinauf auf den Pfaffenstein und dann einmal um den Quirl herum. Der Pfaffenstein ist ein 435 Meter hoher Tafelberg mit wunderbaren Aussichten über die umliegenden Wälder, die Elbe und auch die Burg auf einem Berg nordöstlich vom Pfaffenstein. Er ist ein absolutes Highlight, das ich auf jeden Fall mitnehmen würde, wenn ich nur den Forststeig wandern und danach die Gegend verlassen müsste. Oben auf dem felsigen Plateau gibt es eine Gaststätte und verschiedene Aussichtspunkte, aber am bekanntesten ist vielleicht eine Felsnadel: die 43 Meter hohe Barbarine, das Wahrzeichen der Sächsischen Schweiz.

An vielen Stellen kann man ein wenig herumkraxeln und neue Ebenen und Höhlen erkunden und es gibt in jeder Richtung schöne Ausblicke zu bewundern. Ein steinerner Turm steht neben der Gaststätte im Wald – ich weiß gar nicht ob man auf den hinaufsteigen kann. Bestimmt ein super Ausblick von dort.

Wir hatten den Pfaffenstein von Norden kommend erstiegen und so lag die Barbarine von uns gesehen ganz hinten am südöstlichen Ende. Etwas versteckt musste man zunächst durch einen schmalen Gang zwischen höheren Sandsteinfelsen hindurchgehen, den wir fast übersehen hatten und dann stand man auf der schmalen Plattform vor der Barbarine. Diese Felsnadel darf seit 1975 nicht mehr bestiegen werden, auch wegen der Brüchigkeit der Felsen, also war unser Aussichtspunkt quasi das zweitbeste. 😉

Wir stiegen nun nach Westen vom Pfaffenstein hinab und gingen die 500 Meter hinüber zum Quirl, den wir ein wenig erkundeten und dann zurück zum Auto gingen. Es war ein schöner schattiger Weg, den man auf unterschiedlichen Ebenen nehmen kann. In der Flanke des Berges sind noch einige Höhlen und die Gegend ist wunderbar für Spaziergänge geeignet, aber verblasste ein wenig neben dem Highlight des Pfaffensteins. Ich genoss den Weg zurück und so kamen wir nach etwas über 3 Stunden wieder am Wanderparkplatz an (Route auf Komoot). 

Von dort ging es weiter nach Königstein, eine der größten Bergfestungen Europas. Definitiv ein weiteres tolles Highlight des Tages. Wir hatten wunderbares, sonniges Wetter und somit klare Sicht über die Elbe und die weiteren Tafelberge der Umgebung. Das Felsplateau war mit Mauern umgeben und einfach super beeindruckend. Am spannendsten fanden wir den Brunnen, der im 16. Jahrhundert über 150 Meter tief in den Felsen gebaut wurde. Es überrascht nicht, dass die Festung nie im Kampf erobert wurde.

Als eins der beliebtesten Ausflugsziele der Region war natürlich an diesem schönen Tag auch allerhand los. Als Museum sind viele Gebäude zu besichtigen und es gibt auch wechselnde Ausstellungen. Natürlich gönnten wir uns dort ein Eis und spazierten die komplette Wehranlage entlang, was immerhin auch knapp 2 km sind.

Etappe 7: mit Abkürzung von Nikolsdorf bis Bad Schandau

Ich beschloss nun nach dem Ausflugstag mit meinen Eltern den Rest des Forststeigs in einem Tag durchzuwandern. Mit nur einem recht leichten Tagesrucksack natürlich auch deutlich angenehmer – und da ich den Schlenker um den Quirl auslassen würde, hatte ich nur noch weniger als 17 km vor mir. Meine Eltern fuhren mich netterweise zu dem Biwakplatz bei Nikolsdorf, wo ich zwei Tage zuvor angekommen war und beschlossen hatte den Bus nach Bad Schandau zurück zu nehmen. Der letzte Tag lag vor mir und ein wenig traurig war ich schon, dass ich bald nicht mehr den gelben Strichen an Bäumen und Felsen folgen würde. Aber erst einmal lagen noch ein paar schöne Stunden durch den Wald vor mir.

Nach einem kurzen Stück bergauf, würde es erstmal eine Zeit lang bergab gehen, hinunter zur Hauptstraße, die ich dort überqueren musste. Dort trafen sich die Biela und mehrere Straßen, aber ich blieb nicht lange dort unten. Auf der anderen Seite ging es direkt wieder steil den nächsten Berg hinauf – weg von den Straßen. Der Waldweg war wunderbar weich und ich schritt entspannt voran. Am Quirl-Biwak saß ein einsamer Wanderer und frühstückte, was für ein hübscher Ort mitten im Wald. Ich folgte nun nicht mehr dem offiziellen Weg, der mich um den Quirl herumschicken wollte, denn das hatte ich ja am Tag zuvor schon erledigt und so ging ich entspannt auf dem Wald in Richtung Pfaffenstein.

Meine erste Pause machte ich nach etwa 6 km an einer Kreuzung, wo der Weg, den ich gehen wollte, wegen Forstarbeiten gesperrt war. Ich folgte also einem anderen Weg etwas oberhalb des eigentlichen Wanderweges und kam an ein paar alten Grenzsteinen oder Wegweisern oder so vorbei. Ich war nun wieder auf dem offiziellen Forststeig und ließ den Pfaffenstein hinter mir. Ich kam gut voran, denn es war bewölkt und somit nicht zu warm. Perfektes Wanderwetter.

Nach ca. 10 km erreichte ich dann den schönsten Teil dieses Streckenabschnitts: den Gohrisch. Eine Felsansammlung, deren höchster Stein 448 m hoch ist. Alles dort lud zum Kraxeln, Klettern und Entdecken ein. Schmale Treppen führten durch den steil aufragenden Sandstein, in den weichen Stein gebohrte Tritte ließen einen auch schwerer zugängliche Teile erkunden und immer wieder gab es tolle Ausblicke von oben. 

Der Gohrischstein (448 m)

wurde erst 1886 als einer der letzten Tafelberge des Elbsandsteingebirges touristisch erschlossen.
Oberförster Emil Grünewald (1842-1892) aus Cunnersdorf ließ mit Unterstützung des Gebirgsvereins die drei noch heute genutzten Aufstiege und im Jahr 1888 eine (nach 1950 verfallene) Schutzhütte errichten. Der Neubau erfolgte im Jahr 1998 durch den Heimatverein Gohrisch mit Unterstützug durch den Sachsenforst, die Gemeinde und vielen Einwohnern. Eine Wetterfahne auf der Nordwestaussicht gab es schon um 1900. Die jetzige wurde im Jahr 1983 errichtet und 1985 geweiht. Noch um 1940 war der Tafelberg mit dichtem Kiefernwald, Preisel- und Heidelbeersträuchern bewachsen. Infolge von Erosion, Trittschäden, verstärktem Luftschadstoffeintrag und darauf folgendem Absterben der Kiefernbestockung kam es seither an vielen Stellen zu einem enormen Bodenabtrag, teilweise bis auf den nackten Felsen. Das ist besonders deutlich in Richtung Nord (Wetterfahnenaussicht) erkennbar. Um Erosion zu vermeiden und die Vielfalt des Gipfels auch für die Zukunft zu bewahren, bitten wir die Besucher des Gohrischsteins um besondere Rücksichtnahme.

Ich ließ die Steine hinter mir und kam kurz darauf zu einem alten Specksteinstollen, der heutzutage als Fledermauswinterquartier dient. Kurz darauf erreichte ich einen weiteren Sandstein-Tafelberg, den Papststein. Auf diesem gab es sogar ein Restaurant und somit war hier auch recht viel los. Da nach einem kurzen Nieselregen beim Gohrisch nun die Sonne herauskam, nutzte ich die Gelegenheit zu einer Mittagspause auf den Felsen mit Aussicht über den vorherigen Routenabschnitt. Ich hatte nun nur noch etwa 5 km vor mir, hauptsächlich bergab hinunter zur Elbe.

Weiter ging es durch den Wald, immer wieder unterbrochen von verstreuten Felsen. Eine wunderschöne Landschaft. Es ging noch ein letztes Mal hinauf auf den Kleinhennersdorfer Stein (392 m), den letzten Sandsteinberg vor dem Flusstal. Weicher Waldboden und immer vor mir der gelbe Strich an den Bäumen. Ein super schöner Abschnitt, von dem ich froh war, dass ich diesen noch mitgenommen hatte.

Leider gab es am Ende noch einmal Umleitungen, die nicht wirklich gut waren. Es ging teilweise sehr steil auf rutschigen Wegen bergab und einmal kam ich auch von dieser Umleitung ab, weil es nicht so gut ausgeschildert war. Aber ich folgte dann einfach dem kürzesten Weg hinunter ins Dorf vorbei an Weiden und Wiesen – die Zivilisation war zurück. Ich beeilte mich, denn es sollte ein Unwetter heranziehen, die Wolken wurden schon dunkler. Noch einmal einen kurzen Abschnitt durch den Wald und dann machte ich mein letztes Foto mit der Karte des Forststeiges. Ich hatte es geschafft! Der Fähranleger lag wenige Meter unter mir und ich musste nur noch auf das Schiff warten und dann war ich wieder in Bad Schandau.

Etwa 5 Stunden war ich an diesem Tag unterwegs gewesen, hatte die letzten 16,5 km mit 580 Höhenmetern zurückgelegt (Komoot)  und war vor dem Regen wieder im Trockenen angekommen. 

Fazit Forststeig:

Die 105 km mit 2.900 m Aufstieg durch die waldreiche Landschaft des wunderschönen Elbsandsteingebirges sind definitiv ein Wanderhighlight! Die Möglichkeit in der Natur zu Campen und das vollständig legal – im Gegensatz zum berühmteren Malerweg – ist nicht selbstverständlich in Deutschland. Ich wünschte, es gäbe mehr solcher Projekte. Die Wanderwege waren immer sorgfältig ausgesucht, es ging nie an Straßen entlang, viel führte über naturbelassene Pfade. Der Weg entlang der Grenze war wild und schön, die Tafelberge jeder für sich ein Highlight. Fünf von fünf Sternen. 🙂 Natürlich hatte ich auch Glück mit dem Wetter, aber es war eine tolle Erfahrung und ich kam deutliche entspannter aus der Wanderung heraus, als ich hinein gegangen war. Natur und Ruhe sind manchmal genau das, was mein Körper braucht. Und natürlich das Gehen und die Höhenmeter mit Rucksack auf dem Rücken.

Bis zum nächsten Mal, wunderschöne Sächsische Schweiz!

Mareike

35 Jahre, aus der Nähe von Bremen.

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