Auf 40 km zwischen Bergen und See
Im März besuchten wir für ein paar Tage das wunderschöne Annecy im südöstlichen Frankreich. Wir hatten unsere Räder mitgenommen und eine Tour rund um den See geplant: Etwa 40 Kilometer auf fast perfekten Wegen und durchaus auch etwas Steigung machten die Tour zu einem unbedingten Muss.
Wir haben schon länger keine Radwanderungen mehr gepostet, weswegen es mir besondere Freude macht, heute diese wundervolle Tour vorstellen zu können!
Als Hauptstadt dieser Region und nur 40 km südlich von Genf gelegen, hätte die Stadt vermutlich gar nicht so wunderschön sein müssen, um viele Touristen anzulocken. Doch sowohl die Altstadt mit den bunten Häusern entlang des Flusses als auch der glasklare See umgeben von den Bergen der Voralpen, machen Annecy zu einem Highlight der Region.
Da wir unsere Rennräder dabeihatten und somit erwarteten recht schnell voranzukommen, hatten wir einen entspannten Start nach einem ausgiebigen Brunch in der Altstadt geplant. Durch fußgängerfreundliche Gassen fuhren wir direkt zum Ufer des Sees, der kalt in der Sonne glitzerte. Es sollte ein wunderschöner und für Mitte März auch sehr warmer Tag werden. Perfekt für eine Radtour.
Hier auf der Westseite des Sees ist der Radweg abgetrennt von Fußweg und Straße und sogar zweispurig ausgebaut. Der ‚Greenway‘ genannte Radweg auf dieser Seite des Sees ist einer der ältesten Frankreichs und führt auf 35 Kilometern bis ins südlich gelegene Val de Chaise. Asphalt ohne eine Spur von Dreck und eine sehr flache Strecke, da dieser Teil den alten Bahnschienen folgt, machen das Radfahren zu einem Vergnügen. Viele Rennräder überholten uns – deren Fahrer im Sportmodus und nicht wie wir langsamer unterwegs, um auch etwas von der Umgebung mitzubekommen. Zunächst ging es direkt am See entlang, Segelboote lagen im Wasser und Spaziergänger nutzten das schöne Wetter für einen Ausflug entlang der Promenade.
Nach einiger Zeit verschwand der Weg dann zwischen Häusern und Hecken und durchquerte kleine Dörfer, Wiesen und Felder. Es ging südlich der Sonne entgegen auf die schneebedeckten Berge der Alpen zu. Wann immer eine Straße den Radweg kreuzte, sorgten Absperrungen dafür, dass man langsamer wurde, meist standen dort auch die Wegweiser mit den Kilometerangaben zum nächsten Dorf und den nächstgrößeren Städten.
In Duingt, das im südlichen Drittel in den See hineinragt, durchquerte der Weg einen Tunnel und umging so die Steigung. Ein wirklich vielseitiger Weg, der an vielen Stellen Rastplätze und Cafés bot, die im Sommer sicherlich voller Menschen sind.
Wir folgten den Schildern immer weiter in Richtung Albertville, bis wir irgendwann bemerkten, dass die südlichste Spitze des Sees nun schon einige Kilometer hinter uns lag und der Weg keinerlei Anzeichen machte abzubiegen. Wir hätten vielleicht vorher auf eine Karte schauen sollen, so dass uns auf den Wegweisern aufgefallen wäre, dass ein Dorf auf der Ostseite des Sees ausgeschildert war, aber irgendwie hatten wir angenommen, dass es ein Rundweg war. Ich vermute, dass es einfacher ist, den See im Uhrzeigersinn zu umrunden, da man so nicht auf dieser langen, geraden Strecke in die falsche Richtung radelnd landet. Wir fuhren also durch ein kleines Dorf in die ungefähre Richtung der anderen Uferseite und fanden an der Hauptstraße den Weg wieder. Ebenfalls abgetrennt und zweispurig.
Es ging zurück zum See und dort kilometerlang immer direkt am Ufer entlang wieder in Richtung Norden. Ein Schwan nistete direkt neben dem Weg, das Wasser roch angenehm frisch und leuchtete türkis und klar in der Sonne.
Leider war auf diesem Abschnitt eine etwa 2 km lange Baustelle, so dass wir einen großen Teil auf der Straße fahren mussten bis wir wieder am See entlang radeln konnten.
Immer wieder gab es kleinere Abschnitte, wo man direkt am Ufer Pause machen konnte, und so suchten wir uns einen schönen Platz am See, um dort unsere einzige Pause zu machen. Es war so warm in der Sonne, dass ich im T-Shirt im trockenen Gras sitzen konnte. Was für eine schöne Aussicht auf den See, einen entspannten Kormoran auf einer Boje und die Berge im Hintergrund. Auf der anderen Seeseite ragte eine kleine Halbinsel in den See, auf der ein Schloss, das Château de Duingt, vor den Bergen thronte.
Wir schauten uns die weitere Strecke an und bemerkten, dass das Ufer nun zu einer Steilküste wurde, ein kleiner Berg ragte in den See hinein. Die Straße schien über einen kleinen Pass zu führen, der aber immer noch höher als unsere jetzige Position lag, es würde also bergauf gehen. Ich weiß nicht, ob mir das Wissen half oder ob ich lieber überrascht worden wäre von der heftigen Steigung, die uns nach ein paar Minuten Fahrt begegnete. Wir mussten nun auf der Straße fahren, manchmal gab es einen abgetrennten Teil für Radfahrer, die bergauf fuhren, damit Autos sicher überholen konnten. Es wurde anstrengend. Auf etwa der Hälfte des Weges hielten wir einmal kurz an und ich machte ein Foto, dann ging es schon wieder weiter. Es wurde noch steiler, zwei andere Radfahrer hatten aufgegeben und schoben ihre Räder nach oben. Noch ein Grund die Route in der anderen Richtung zu fahren, denn der Aufstieg dort ist weniger steil.
Irgendwann hatten wir es mit brennenden Lungen hinaufgeschafft – etwa 150 Höhenmeter. Die Abfahrt machte dann Spaß, denn dadurch, dass es recht flach hinunter ging, wurde man schnell, musste aber nicht ständig bremsen und konnte sich fast bis nach Annecy zurückrollen lassen. Es ging durch kleinere Dörfer mit vielen Kreiseln bis dann am See ein langer Holzsteg den Beginn der Stadt andeutete. Viele Menschen sonnten sich dort entspannt auf den warmen Planken.
Um den Kreis rund um den See zu beenden, geht es zurück zur Altstadt entlang eines langen Parks, aber wir bogen zuvor ab, um zu unserem Hotel zu fahren. Mit 20 km/h Durchschnittsgeschwindigkeit waren wir so mit Pause nach weniger als 3 Stunden wieder zurück und konnten unsere schmerzenden Hintern ausruhen. Die erste längere Radtour des Jahres tut trotz Radlerhose immer irgendwie weh. 😀
Absolut empfehlenswerte Tour!
Danke für fie tollen Infos. Wir haben die Tour heute auch gemacht. Wir sind im Uhrzeigersinn gefahren. Das war Spitze.
Lg Heike
Hallo Heike, es freut mich, dass euch der Artikel und die Tour so gut gefallen haben! War es im Uhrzeigersinn einfacher mit der Steigung und dem Wegfinden?
– Mareike 🙂